„STADT-PARK“ in Herten

Ein Mann, durch eine Lücke in der Mauer fotografiert, stapelt längliche Pappkartons zu einer Mauer auf.

Unter der Bezeichnung STADT – PARK hat der Viersener Künstler, Designer und Kulturpädagogen Garvin Dickhof am 6. September 2025 in Herten zwei temporäre und interaktive künstlerische Interventionen umgesetzt. Mit dem Projekt wurden innerstädtische Orte künstlerisch verändert und so Sehgewohnheiten hinterfragt und eine künstlerische Verbindung zwischen der InnenSTADT und dem SchlossPARK bzw. der Orangerie geschaffen.

Bei der ersten Arbeit „DisCover forderte Garvin Dickhof sich und alle, die Lust hatten mitzumachen, heraus, mit tausenden 1,75 x 3,5 x 10,5 cm großen Holzklötzchen einzelne Figuren aus der viel beachteten Schweineherde von Peter Lehmann am Otto-Wels-Platz zu umbauen. Die beliebten Objekte sollten dadurch für eine kurze Zeit dem gewohnten Blick entzogen werden und neue Gestalt annehmen. Kein Wunder, dass diese Aktion sehr schnell vor allem Kinder animierte mitzumachen. Aber auch Erwachsene trauten sich, das ein oder andere Klötzchen zu setzen. Das geschah nicht immer passgenau, sodass mancher Mauereinsturz zu beklagen war. Der Künstler sah dies aber als gerne in Kauf genommenen Teil der Performance. Einige Schweine verschwanden in der dreistündigen Aktion dann doch unter dem Beifall des Publikums bis zur Schnauze in einem Mantel aus Holzklötzchen.

Die zweite Aktion des Künstlers, der WanderWall“, animierte das Publikum ebenfalls zum Mitmachen. Aus einem Berg von Pappkartons, jeder 11 cm breit und 88 cm lang, errichte Garvin Dickhof den Anfang einer Mauer an der Baumtreppe vor dem Rathaus, die in den Schlosspark führt. Mit tatkräftiger Unterstützung des Publikums begann die Mauer nun zu wandern, indem Kartons hinten abgebaut und vorne wieder aufgebaut wurden. So wanderte der WanderWall vom Rathaus über die Unterführung in den Schlosspark. Die Mitwirkenden entwickelten ein erstaunliches hohes Bautempo und waren fasziniert von diesem fremden Element in einer ihnen bekannten Umgebung sowie der ständigen Veränderung seiner Form. Möglicherweise ließ sie das auch über die Frage nachdenken, welche Grenzen unser Leben bestimmen und wie wir sie verschieben oder überwinden können. Gemeinsam gelang es, den WanderWall aus Kartons bis zur Orangerie zu verschieben.

Die insgesamt 300 Kartons – die Zahl war angelehnt an das 300-Jahre Orangerie-Jubiläum – wurden von Garvin Dickhof dann abschließend im Innenraum der Orangerie zu einer begehbaren Skulptur zusammengefügt. Die Installation lud das Publikum ein, den Raum im Raum und die Architektur aus einer neuen Perspektive zu sehen.

Präsentiert von STADT.KUNST Herten
Weitere Infos: www.stadtkunst-herten.de

Fotos: Mareike Donath

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„Eat Art Connections“ in Herten

Große Früchtetorte mit einer essbaren Neptunfigur

Großer Abschluss des Kunstprojektes Eat Art Connections

Zusammen mit vielen Mitwirkenden aus Herten und Umgebung wird Sonja Alhäuser das „Buffet am Wasserschloss“, genauer an und in der Orangerie, inszenieren. Alhäuser wird eine künstlerische Installation kreieren, die zum Verzehr einlädt, und dabei Nachbildungen von Skulpturen und Büsten sowie Fragmente von Statuen in ihr Bankett einbauen, die früher einmal die Orangerie zierten. Darunter befinden sich eine Marienstatue wie auch der Torso des Herkules. Diese Relikte wird Alhäuser nicht nur ins Buffet einfügen, sondern auch mit Lebensmitteln vervollständigen. Arme aus Marzipan sowie Keulen aus Schokolade oder auch seltene Blüten aus Zuckerguss erzählen ganze Geschichten, bevor sie dem Zerfall, oder besser: dem Verzehr, preisgegeben sind.

Genuss mit allen Sinnen und Nachdenken über den Ort, das ist das Ziel des Kunstwerks von Sonja Alhäuser. Die Einbindung der Bürgerschaft und das öffentliche Buffet sind ein gewollter Gegenpol zu den Gepflogenheiten der damaligen aristokratischen Gesellschaft. Das Buffet am Wasserschloss ist ein temporärer Kunstgenuss, der die Beteiligten mit der Geschichte des Ortes verbindet und sie ins Hier und Jetzt transferiert – durch und durch bürgerlich und demokratisch.

Einladung als PDF

Fotos: Buffet mit Schokoladen-Neptun von Sonja Alhäuser, 2017 Haus am Waldsee, © Katrin W.; Abschlussbuffet am Wasserschloss, © Carsten Nachlik (Nachlik Photography)

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„raumpiraten“ in Herten

Die raumpiraten besuchten Herten! Vom 9. bis zum 19. September enterte das zweiteilige leuchtend-rote Kunstwerk die Stadt. Die raumpiraten starteten ihren Besuch an die Orangerie im Schlosspark und reisten weiter in die Innenstadt zur Kranzplatte an der Antoniusstraße.

Die raumpiraten sind der künstlerische Beitrag der Initiative STADT.KUNST zur STADTBESETZUNG 2022. Schon einmal, aber nur auf Stippvisite für einen knappen Tag, hatten die raumpiraten im Frühjahr vorigen Jahres den Schlosspark besucht. Nun blieben sie für elf Tage in Herten.

Wie echte Seeräuber entert das Kunstwerk Städte und Landschaften. Zwei kantig-verwinkelte Elemente, gefertigt aus wasserfestem Bausperrholz, angestrichen in markantem Rot sind sie auf einmal da, platzen selbstbewusst in den öffentlichen Raum oder stehen mutwillig im Weg herum und fordern die Aufmerksamkeit der vorbeieilenden Menschen und der verwunderten Spaziergänger*innen. „Kommunikationsskulptur“ nennt Dorothee Bielfeld ihr Kunstwerk.

Die zwei unterschiedlich geformten raumpiraten sieht sie als Einheit, die beiden Objekte sollen in Beziehung treten und „als Paar miteinander tanzen“. Sie können gedreht werden und auf vier Seiten liegen, sich aneinander anlehnen und auf unterschiedlichste Umgebungen reagieren. Die raumpiraten laden dazu ein, auf ihnen zu sitzen, liegen, balancieren, herumzuklettern oder sich entspannt stehend anzulehnen.

Das Projekt wird ergänzend aus Mitteln des städtischen Kulturfonds gefördert.

Die Bochumer Künstlerin Dorothee Bielfeld ist in Herten keine Unbekannte, denn von ihr stammen die bodenflügel, das zweiteilige Kunstwerk am Hertener Rathaus, das die meisten Hertener Bürger*innen kennen.

Präsentiert von STADT.KUNST Herten

Ein Interview mit Dorothee Bielfeld zu ihrem Projekt finden Sie hier.

Foto: raumpiraten, © Thomas Ott, Rainer Lange, Wolfgang Seidel

 

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Dorothee Bielfeld

Nach der Ausbildung zur Steinbildhauerin studierte Dorothee Bielfeld Architektur in Darmstadt und London. Besonderer Schwerpunkt ihrer künstlerischen Tätigkeit ist die Auseinandersetzung mit dem Raum. Erinnerungskultur und Kommunikation sind wiederkehrende Themen in ihren Möglichkeitsräumen, die sie bundesweit in Kirchen, auf öffentlichen Plätzen und in Theatern realisiert. > mehr

Urban Juggling – Wenn alltägliche Orte zum Schauplatz für Kunst werden

Im Rahmen des „Stadtbesetzung“ realisiert die Initiative STADT.KUNST Herten erneut eine außergewöhnliche Kunstaktion. Ihr Titel: „UMDENKEN. Klimawandel – Kulturwandel“. Zu diesem Thema wird der Jonglage-Künstler Stefan Sing mit Urban Juggling an fünf Orten in Herten künstlerische Akzente mitten ins alltägliche Leben setzen.

Zum Umdenken in Bezug auf den Klima- und Kulturwandel gibt es an den fünf Orten in Herten unterschiedliche Anregungen. Sie ermöglichen, den bekannten Stadtraum neu zu erfahren. Der künstlerische Umgang mit dem Spannungsfeld Klima- und Kulturwandel soll dazu beitragen, in den unmittelbaren Austausch mit dem Publikum zu kommen.
Verbindendes Element der Orte ist die Bergbautradition. Dies wird durch die Jonglage von Stefan Sing an allen Standorten in einer dreiteiligen Performance thematisiert. Idee und Konzeption gehen auf Katrin Wegemann und die Initiative STADT.KUNST Herten zurück.

Der erste Ort, der von Stefan Sing bespielt wird, ist der Distelner Marktplatz. Was längst nicht mehr allen bewusst sein wird: Er war Teil des Bergwerks Schlägel & Eisen, das aus vier Schachtanlagen mit insgesamt acht Schächten bestand. Die Förderung der Kohle begann 1877 auf dem Gelände der Schachtanlage I / II in Disteln. Es zeigt sich der Kulturwandel, wo nach dem Abriss der alten Anlagen ein neues Gewerbegebiet entstanden ist. Beginnend auf dem Distelner Marktplatz führt Sing das Publikum in eine kleine parkähnliche Anlage mit den Überresten der „Halde Disteln“.

Der zweite Spielort befindet sich in Scherlebeck auf einer weiteren ehemaligen Schachtanlage des Bergwerks Schlägel & Eisen. An der Schachtanlage V / VI wurde 1901 die erste Kohle gefördert. Der Kulturwandel beinhaltet auch hier eine Reaktivierung der ehemaligen Gebäude und Flächen. Hier wird das Wohn- und Pflegezentrum Gertrudenau in Scherlebeck umspielt, um einen zentralen Aspekt der Stadtbesetzung umzusetzen: Das Publikum muss nicht immer zur Kunst kommen. Es geht auch andersherum: Mit dem Projekt wird Kunst unmittelbar hin zu den Menschen gebracht.

Auch am Theodor-Fliedner-Haus, in der Nähe zur Zeche Westerholt und einer Güterverkehrsachse, will Kunst dort in Kontakt treten, wo Menschen leben und arbeiten.

Am Rathausplatz/Otto-Wels-Platz in Herten-Mitte liegt der Schwerpunkt auf der Verbindung zwischen Altem und Neuen. Mit dem Schloss und dem Schlosspark grenzt hier der älteste Teil der Stadt an den modernen, innerstädtischen Mittelpunkt an. Hier gehört Kunst mit dem bodenflügel und der baumtreppe bereits seit langem zum Alltag.

Den Schlusspunkt bildet die Zeche Ewald in Herten Süd. Hier wird Stefan Sing seine Performance unterhalb des Doppelbock-Förderturms beginnen und sich in Richtung des Haldenaufgangs bewegen. Der ehemalige Bergbaustandort entwickelte sich zu einem bedeutenden Zukunftsstandort. Das Ankommen des Künstlers am Wasserstoff-Kompetenzzentrum steht hier eindrücklich für das Umdenken und den Wandel von der alten zur neuen Energie.

Der zeitgenössischer Balljongleur Stefan Sing zeigt an allen Orten die dreiteilige Performance Urban Juggling. Diese passt sich immer an die Standorte und die vorhandenen Gegebenheiten an und setzt sich metaphorisch mit dem Klima- und Kulturwandel auseinander. Beginnend mit eckig maschinellen Bewegungen findet im zweiten Teil ein Transformationsprozess statt, welcher schließlich in ausschweifenden und organischen Bewegungen gipfelt.
Er selbst und sein Können treten in den Hintergrund. Sing verwendet das Jonglieren und die Bewegungen der Bälle stets als Sprache. Seine Aufführungen sind sehr minimalistisch und rein. 120 Bälle erfahren Stillstand, Bewegung, Beschleunigung und Entschleunigung und werden zu einer zeitbasierten Skulptur. Perfekte Jongliertechnik und ausgefallene Bewegungen zeichnen die 20-minütigen Stücke aus.

Jonglage: Stefan Sing
Konzeption: Katrin Wegemann
Begleitende Worte: Mareike Donath
Präsentiert von STADT.KUNST Herten

Termine am 24. und 25. Februar 2022 in 45701 und 45699 Herten.

Termine

Stefan Sing

Stefan Sing ist zeitgenössischer Balljongleur. Mit 12 Jahren hat er mit dem Jonglieren angefangen. Mittlerweile unterrichtet Stefan Sing Jonglage an fast allen europäischen Zirkusschulen. > mehr

Die Initiative STADT.KUNST in Herten veranstaltet in Kooperation mit dem Kultursekretariat NRW in Gütersloh das Symposium Stadt-Land-Fluss Besetzung – zeitbasierte Kunst im öffentlichen Raum.

Aufgegliedert nach Themenbereichen werden Projekte im urbanen Kontext, im ländlichen Raum und im Bereich von Flüssen, Seen und am Meer exemplarisch vorgestellt und bilden die Basis für eine weiterführende Diskussion. Fragen nach den spezifischen Potentialen zeitbasierter Kunst, nach Formen und Möglichkeiten eines zeitkünstlerischen Umgangs mit Orten und Situationen sowie den besonderen Anforderungen und Bedingungen zeitbasierter Kunstformen stehen dabei im Mittelpunkt.

Mit dem Projekt will die Initiative STADT.KUNST in Herten ihre Bemühungen fortsetzen, künstlerische Aktivitäten im öffentlichen Raum anzustoßen oder zu ermöglichen. In dem Jahr ihres 10-jährigen Bestehens wird das traditionelle KUNST.GESPRÄCH in den digitalen Raum verlegt und die Plattform für den Austausch mit Projekten weltweit gegeben.

Die Dokumentation der vorgestellten Projekte findet sich in den Terminen.

Termine

Sigrun Brunsiek

Dr. Sigrun Brunsiek studierte Kunstgeschichte in Kiel und Münster und promovierte dort bei Georg Kauffmann. Besonders interessieren sie die mit der Zeit wechselnden Funktionen von Kunst, wobei der Schwerpunkt auf experimentellen Ansätzen im aktuellen Wandlungsprozess liegt. > mehr

Pfelder

Pfelder studierte nach dem Abitur zunächst Klassische Archäologie in Hamburg, anschließend Kunst in Dresden sowie, ermöglicht durch ein DAAD-Stipendium, in Oslo. Für seine meist ortsbezogenen und partizipativen Arbeiten wurde er mehrfach ausgezeichnet. > mehr

KUNSTrePUBLIK

KUNSTrePUBLIK ist ein 2006 gegründetes Künstlerkollektiv. In wechselnden Rollen experimentiert das Kollektiv in verschiedenen gesellschaftlichen Feldern. Als Künstler, Kuratoren, Forscher und Aktivisten arbeiten sie mithilfe situationsspezifischer Formate an einer kritischen Auseinandersetzung mit Kunst und Öffentlichkeit. In Ausstellungen, Interventionen, Performances, Vorträgen und Workshops teilen und erproben sie ihre Erfahrungen. > mehr

Christof Zwiener

Christof Zwiener studierte von 1998 bis 2004 an der Hochschule für Bildende Kunst in Braunschweig. Stipendien und Artist Residencies führten ihn nach u.a. Schweden, Malta, in die USA sowie nach Kanada und Brasilien. > mehr

Art Ashram

Art Ashram wurde 2015 gegründet als ein durchlässiges Kollektiv mit festem Kern und wechselnden Teilnehmer*innen. Dabei gibt es eine eigene Dynamik und Vitalität, die durch immer wieder neue Teilnehmende eingebracht wird. > mehr

Ursula Grünenwald

Ursula Grünenwald ist promovierte Kunsthistorikerin und Soziologin. Sie arbeitet als freie Autorin und Lehrbeauftragte. > mehr

Georg Ruhnau

Dipl.-Ing. Georg Ruhnau (*1963) arbeitet als selbständiger Architekt in Essen. Er ist Mitglied im Deutschen Werkbund (DWB) sowie im Bund Deutscher Architekten (BDA). > mehr

Werner Ruhnau

Prof. Dipl.-Ing. Werner Ruhnau (1922 – 2015) arbeitete ab 1953 im Baubüro der Landwirtschaftskammer Münster, wo er das neue moderne, noch heute genutzte Kammergebäude baute. 1956 folgte, in einer von ihm initiierten Architektengemeinschaft, der Bau des Stadttheaters in Münster. > mehr

Josef Spiegel

Die Arbeitsfelder von Josef Spiegel sind Kunst im öffentlichen Raum, Urban Art, Neue Medien und Digitalisierung. Einen Schwerpunkt bilden dabei interdisziplinäre Projekte. > mehr

Agnes Sawer

Agnes Sawer studierte Kunstgeschichte und Spanische Philologie an der Ruhr-Universität Bochum, an der Universidad de Navarra in Pamplona und an der Sorbonne in Paris. Ihre Arbeitsschwerpunkte sind französische Malerei des 18. und 19. Jahrhunderts, zeitgenössische Kunst, Modeforschung und Kunst im öffentlichen Raum. > mehr

Rei Maeda

Rei Maeda ist stellvertretende Direktorin des Ichihara Lakeside Museum und Kuratorin der Artfront Gallery in Tokio. > mehr