„Sisyphos“ in Monheim am Rhein

Auf dem Bild ist eine bunt bemalte Treppe im Freien zu sehen, auf der mehrere Menschen ein Spiel spielen. Zwei Personen klettern auf allen Vieren die Treppe hinauf, während andere oben auf den Stufen sitzen oder stehen und zuschauen. Die Stufen sind mit geometrischen Mustern in Rot, Blau, Schwarz und Grau gestaltet. Auf einer Stufe ist ein Zitat von Albert Camus zu lesen: „Man muss sich Sisyphos als einen glücklichen Menschen vorstellen.“ Im Hintergrund steht ein rotes Zelt, und ein Mann hält einen großen Würfel in der Hand. Die Szene wirkt lebendig und spielerisch.

Ab dem 27. Juni bis voraussichtlich zum Jahresende präsentiert die Kunstwerkstatt Turmstraße die Arbeit „Sisyphos“ von Johannes Voges auf der Treppe zwischen dem Sojus 7 und dem Kindergarten „Ideenreich“ auf der Kapellenstraße.

Vorbeilaufende Passantinnen und Passanten werden zu einem „spielenden Sisyphos“. Sisyphos war dazu verdammt, auf ewig einen Felsbrocken einen Berg hinaufzuwälzen, der fast oben angekommen, jedoch wieder ins Tal zurückrollte. Auch heute nennen wir mühevolle, sich wiederholende Tätigkeiten, die ertraglos sind und kein Ende zu nehmen scheinen, eine „Sisyphosarbeit“. Doch was, wenn Sisyphos aus der Not eine Tugend gemacht und ganz im Sinne von „Der Weg ist das Ziel“ beim Hinaufschieben des Felsens immer wieder neue, inspirierende Wege und Möglichkeiten gesucht hätte, den Weg zu gestalten und ihn als Spielfeld zu verstehen? Hätte die Aufgabe, den Felsen einen Berg hochzuschieben, nicht sogar eine lustvolle Komponente bekommen können?
Mit Kreativität und Geschick bewegen sich die Körper den „Berg“ hinauf. Manche transportieren einen Ball nach oben – nach Möglichkeit, ohne ihn zu verlieren. Oben angekommen, bleibt nichts anderes, als den Ball rollen zu lassen, die Treppe hinabzusteigen und von vorne zu beginnen. Ein nie endendes Spiel, das zu sportlicher Betätigung anregt, das Gemeinschaftsgefühl fördert und unerwartete Kontakte knüpft.
Der Kerngedanke dieser Aktion ist, Vorbeigehende zu motivieren, etwas auszuprobieren, sich kreativ und körperlich zu betätigen – ohne im Vorfeld zu wissen, aus welchem Grund oder zu welchem Zweck. Ziel ist es, sie zum Spielen zu bringen.
Neben eigenen erfundenen Spielregeln erhalten die Teilnehmenden über einen QR-Code zusätzliche Impulse und verschiedene Spielvarianten. Für ältere Menschen oder Personen mit Bewegungseinschränkungen, die sich auf den Treppenstufen unsicher fühlen, wird eine spezielle Spielart an den Seitenwänden der Treppe installiert.

Foto: Johannes Voges

Termine

Johannes Voges

*1988 in Düsseldorf, wohnt in Basel. Der Regisseur und Performance-Künstler studierte 2009-2014 Tanz- und Bewegungstheater an der Sporthochschule Köln und 2015-2019 Regie an der Zürcher Hochschule der Künste (ZHdK). > mehr