Herten Bildende Kunst

„raumpiraten“ in Herten

Die raumpiraten besuchten Herten! Vom 9. bis zum 19. September enterte das zweiteilige leuchtend-rote Kunstwerk die Stadt. Die raumpiraten starteten ihren Besuch an die Orangerie im Schlosspark und reisten weiter in die Innenstadt zur Kranzplatte an der Antoniusstraße.

Die raumpiraten sind der künstlerische Beitrag der Initiative STADT.KUNST zur STADTBESETZUNG 2022. Schon einmal, aber nur auf Stippvisite für einen knappen Tag, hatten die raumpiraten im Frühjahr vorigen Jahres den Schlosspark besucht. Nun blieben sie für elf Tage in Herten.

Wie echte Seeräuber entert das Kunstwerk Städte und Landschaften. Zwei kantig-verwinkelte Elemente, gefertigt aus wasserfestem Bausperrholz, angestrichen in markantem Rot sind sie auf einmal da, platzen selbstbewusst in den öffentlichen Raum oder stehen mutwillig im Weg herum und fordern die Aufmerksamkeit der vorbeieilenden Menschen und der verwunderten Spaziergänger*innen. „Kommunikationsskulptur“ nennt Dorothee Bielfeld ihr Kunstwerk.

Die zwei unterschiedlich geformten raumpiraten sieht sie als Einheit, die beiden Objekte sollen in Beziehung treten und „als Paar miteinander tanzen“. Sie können gedreht werden und auf vier Seiten liegen, sich aneinander anlehnen und auf unterschiedlichste Umgebungen reagieren. Die raumpiraten laden dazu ein, auf ihnen zu sitzen, liegen, balancieren, herumzuklettern oder sich entspannt stehend anzulehnen.

Das Projekt wird ergänzend aus Mitteln des städtischen Kulturfonds gefördert.

Die Bochumer Künstlerin Dorothee Bielfeld ist in Herten keine Unbekannte, denn von ihr stammen die bodenflügel, das zweiteilige Kunstwerk am Hertener Rathaus, das die meisten Hertener Bürger*innen kennen.

Präsentiert von STADT.KUNST Herten

Ein Interview mit Dorothee Bielfeld zu ihrem Projekt finden Sie hier.

Foto: raumpiraten, © Thomas Ott, Rainer Lange, Wolfgang Seidel

 

Termine

Herten Jonglage

Urban Juggling – Wenn alltägliche Orte zum Schauplatz für Kunst werden

Im Rahmen des „Stadtbesetzung“ realisiert die Initiative STADT.KUNST Herten erneut eine außergewöhnliche Kunstaktion. Ihr Titel: „UMDENKEN. Klimawandel – Kulturwandel“. Zu diesem Thema wird der Jonglage-Künstler Stefan Sing mit Urban Juggling an fünf Orten in Herten künstlerische Akzente mitten ins alltägliche Leben setzen.

Zum Umdenken in Bezug auf den Klima- und Kulturwandel gibt es an den fünf Orten in Herten unterschiedliche Anregungen. Sie ermöglichen, den bekannten Stadtraum neu zu erfahren. Der künstlerische Umgang mit dem Spannungsfeld Klima- und Kulturwandel soll dazu beitragen, in den unmittelbaren Austausch mit dem Publikum zu kommen.
Verbindendes Element der Orte ist die Bergbautradition. Dies wird durch die Jonglage von Stefan Sing an allen Standorten in einer dreiteiligen Performance thematisiert. Idee und Konzeption gehen auf Katrin Wegemann und die Initiative STADT.KUNST Herten zurück.

Der erste Ort, der von Stefan Sing bespielt wird, ist der Distelner Marktplatz. Was längst nicht mehr allen bewusst sein wird: Er war Teil des Bergwerks Schlägel & Eisen, das aus vier Schachtanlagen mit insgesamt acht Schächten bestand. Die Förderung der Kohle begann 1877 auf dem Gelände der Schachtanlage I / II in Disteln. Es zeigt sich der Kulturwandel, wo nach dem Abriss der alten Anlagen ein neues Gewerbegebiet entstanden ist. Beginnend auf dem Distelner Marktplatz führt Sing das Publikum in eine kleine parkähnliche Anlage mit den Überresten der „Halde Disteln“.

Der zweite Spielort befindet sich in Scherlebeck auf einer weiteren ehemaligen Schachtanlage des Bergwerks Schlägel & Eisen. An der Schachtanlage V / VI wurde 1901 die erste Kohle gefördert. Der Kulturwandel beinhaltet auch hier eine Reaktivierung der ehemaligen Gebäude und Flächen. Hier wird das Wohn- und Pflegezentrum Gertrudenau in Scherlebeck umspielt, um einen zentralen Aspekt der Stadtbesetzung umzusetzen: Das Publikum muss nicht immer zur Kunst kommen. Es geht auch andersherum: Mit dem Projekt wird Kunst unmittelbar hin zu den Menschen gebracht.

Auch am Theodor-Fliedner-Haus, in der Nähe zur Zeche Westerholt und einer Güterverkehrsachse, will Kunst dort in Kontakt treten, wo Menschen leben und arbeiten.

Am Rathausplatz/Otto-Wels-Platz in Herten-Mitte liegt der Schwerpunkt auf der Verbindung zwischen Altem und Neuen. Mit dem Schloss und dem Schlosspark grenzt hier der älteste Teil der Stadt an den modernen, innerstädtischen Mittelpunkt an. Hier gehört Kunst mit dem bodenflügel und der baumtreppe bereits seit langem zum Alltag.

Den Schlusspunkt bildet die Zeche Ewald in Herten Süd. Hier wird Stefan Sing seine Performance unterhalb des Doppelbock-Förderturms beginnen und sich in Richtung des Haldenaufgangs bewegen. Der ehemalige Bergbaustandort entwickelte sich zu einem bedeutenden Zukunftsstandort. Das Ankommen des Künstlers am Wasserstoff-Kompetenzzentrum steht hier eindrücklich für das Umdenken und den Wandel von der alten zur neuen Energie.

Der zeitgenössischer Balljongleur Stefan Sing zeigt an allen Orten die dreiteilige Performance Urban Juggling. Diese passt sich immer an die Standorte und die vorhandenen Gegebenheiten an und setzt sich metaphorisch mit dem Klima- und Kulturwandel auseinander. Beginnend mit eckig maschinellen Bewegungen findet im zweiten Teil ein Transformationsprozess statt, welcher schließlich in ausschweifenden und organischen Bewegungen gipfelt.
Er selbst und sein Können treten in den Hintergrund. Sing verwendet das Jonglieren und die Bewegungen der Bälle stets als Sprache. Seine Aufführungen sind sehr minimalistisch und rein. 120 Bälle erfahren Stillstand, Bewegung, Beschleunigung und Entschleunigung und werden zu einer zeitbasierten Skulptur. Perfekte Jongliertechnik und ausgefallene Bewegungen zeichnen die 20-minütigen Stücke aus.

Jonglage: Stefan Sing
Konzeption: Katrin Wegemann
Begleitende Worte: Mareike Donath
Präsentiert von STADT.KUNST Herten

Termine am 24. und 25. Februar 2022 in 45701 und 45699 Herten.

Termine

Die Initiative STADT.KUNST in Herten veranstaltet in Kooperation mit dem Kultursekretariat NRW in Gütersloh das Symposium Stadt-Land-Fluss Besetzung – zeitbasierte Kunst im öffentlichen Raum.

Aufgegliedert nach Themenbereichen werden Projekte im urbanen Kontext, im ländlichen Raum und im Bereich von Flüssen, Seen und am Meer exemplarisch vorgestellt und bilden die Basis für eine weiterführende Diskussion. Fragen nach den spezifischen Potentialen zeitbasierter Kunst, nach Formen und Möglichkeiten eines zeitkünstlerischen Umgangs mit Orten und Situationen sowie den besonderen Anforderungen und Bedingungen zeitbasierter Kunstformen stehen dabei im Mittelpunkt.

Mit dem Projekt will die Initiative STADT.KUNST in Herten ihre Bemühungen fortsetzen, künstlerische Aktivitäten im öffentlichen Raum anzustoßen oder zu ermöglichen. In dem Jahr ihres 10-jährigen Bestehens wird das traditionelle KUNST.GESPRÄCH in den digitalen Raum verlegt und die Plattform für den Austausch mit Projekten weltweit gegeben.

Die Dokumentation der vorgestellten Projekte findet sich in den Terminen.

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Herten Performance

Kunstaktion macht Herten zur „Regenbogen-Stadt“

Stadtbesetzung 2019_Herten_Rainbow_Foto Dr. Rainer Lange (3)_web

Das Lied „Somewhere over the Rainbow“ liegt dieser Kunstaktion der Initiative STADT.KUNST zu Grunde, die zeigen möchte, das kulturelle Vielfalt die Stadt Herten bunter, lebendiger und spannender werden lässt.

Freitagnachmittag, 20. September 2019: Vier große gläserne Vitrinen stehen mitten in Hertens Innenstadt auf der Hermannstraße. Sie stehen im Abstand von 20 bis 30 Metern. In ihnen tanzen zwei Tänzerinnen und Tänzer, jede beziehungsweise jeder für sich, zwar nach der gleichen Musik, aber räumlich getrennt, also isoliert voneinander. Und jede Tänzerin, jeder Tänzer interpretiert die über Lautsprecher an den Vitrinen zugespielte Musik auf individuelle Weise und in einer anderen Kostümierung, die auf unterschiedliche Kulturräume anspielt.

Die zahlreichen Menschen, die die Hermannstraße an diesem Freitagnachmittag begehen oder sich dort aufhalten, werden – soweit sie nicht sowieso gezielt gekommen sind – zwangsläufig Zeuge dieser Performance. Einige gehen irritiert vorbei, drehen eventuell noch einmal neugierig den Kopf nach hinten, wieder andere laufen oder fahren mit dem Rad zügig vorbei, sie wollen offensichtlich nicht involviert werden. Die meisten Passanten aber bleiben überrascht stehen und verfolgen fasziniert, interessiert und mit großer Anerkennung das Geschehen. Vor allem Kinder hängen mit großen Augen an den Bewegungen und Kostümen.

Etwa zehn Minuten dauert eine Aufführung der Tänzerinnen und Tänzer, dann verharren sie nahezu regungslos und in sich gekehrt in den Vitrinen, während der Song „Somewhere over the Rainbow“ von Judy Garland gedämpft aus den Lautsprechern erklingt. Mehrfach wiederholt sich in den zwei Stunden der Aufführung dieser Ablauf und fesselt immer wieder neues Publikum auf der Hermannstraße.

„Rainbow“ ist eine künstlerische Performance nach einer Idee von Jürgen Fischer und umgesetzt von Art.62 und seinen Tanzsolisten. Mit dem Song „Somewhere over the Rainbow“ als Hintergrund geht es um die künstlerische Auseinandersetzung mit einer bunten Stadtgesellschaft – einer „Regenbogen-Stadt“, die sowohl Konflikte als auch den Wunsch nach Harmonie produziert. Die Performances der vier Tänzerinnen und Tänzer in den mannsgroßen Vitrinen spiegeln Zersplitterung und Isolation ebenso wider wie die Suche nach Identität und den Wunsch nach einem toleranten und lebendigen Miteinander.

Die Initiative STADT.KUNST dankt allen Mitwirkenden, Unterstützern und Förderern für das Zustandekommen dieses ungewöhnlichen Beitrags zu einer künstlerischen Darbietung und Auseinandersetzung im öffentlichen Raum der Stadt Herten.

Fotos: Dr. Rainer Lange, Wolfgang Seidel

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Herten Jonglage Musik

Baustelle wird zum Kunst-Schauplatz

Die Initiative STADT.KUNST Herten realisiert eine außergewöhnliche Kunstaktion aus Anlass des Umbaus der Gewässer Backumer Bach und Resser Bach in Herten.

Zwei Jongleure und ein Musiker treten an einem ungewohnten Ort in ein Wechselspiel der besonderen Art. Keulen fliegen durch die Luft, lassen kunstvolle Figuren und angedeutete Bilder entstehen, die mit live-gespielten Klängen korrespondieren und interagieren. All dies folgt einer präzise ausgearbeiteten Choreografie, die die Künstlerin Katrin Wegemann gemeinsam mit den Jongleuren Marie Seeger und Thomas Dürrfeld sowie dem Musiker Hannes Lingens im Rahmen des vom Kultursekretariat NRW initiierten Projektes Stadtbesetzung III entwickelt hat. Die ortsbezogene Performance wird aufgeführt im Umfeld der Baustellensituation am Backumer Bach und Resser Bach im Grenzbereich der Städte Herten und Recklinghausen.

Die Bäche kennen viele seit Jahrzehnten als offene betonierte Rinnen, durch die ungeklärte Abwässer  in die Emscher abgeführt werden. Im Zuge des Emscher-Umbaus werden auch diese Bäche im Anschluss an den Kanalbau durch die Emschergenossenschaft naturnah umgestaltet. Der aufwändige Umbau des Emscher-Systems symbolisiert nicht zuletzt den tiefgreifenden Wandel, der Identität und Erscheinungsbild der gesamten Region verändert. Unter dem Titel „Alles bewege sich und nichts habe Bestand…“ setzt sich das Hertener Kunstprojekt mit den Prozessen des Wandels auseinander und thematisiert die Veränderung der Gewässer und der Landschaft am Backumer Bach und Resser Bach.

Die gegenwärtige Baustelle mit ihren Baggern und Bulldozern, mannshohen Betonröhren und aufgeschütteten Erdhügeln dient dabei gleichermaßen als thematischer Anknüpfungspunkt wie auch als eindrucksvolle Kulisse für die dreiteilige audiovisuelle Performance, die sich auf Entwicklungen der Vergangenheit, gegenwärtige Handlungspotentiale und zukünftige Perspektiven im Spannungsfeld von urbanem Umfeld und gestalteter Natur bezieht.

Die hoch artifizielle Performance regt zu einem Nachdenken über Künstlichkeit und Natürlichkeit an, sind doch auch die umgestalteten Bäche letztlich ein künstlich geschaffener Naturraum, eingerichtet im urbanen Zwischenraum der Städte Herten und Recklinghausen. Zugleich machen die nur im Augenblick existierenden Bilder und flüchtigen Klänge der künstlerischen Intervention deutlich, dass jeder erreichte Zustand niemals endgültig, sondern wiederum Ausgangspunkt für weitere Prozesse des Wandels ist. „Alles bewege sich und nichts habe Bestand…“

Das Projekt wird vom Kultursekretariat NRW Gütersloh sowie der Emschergenossenschaft gefördert und in Kooperation mit der Stadt Herten realisiert.

Fotos: Roland Baege, Verena Brüning

Presse vom 11.09.2018
Presse vom 14.09.2018

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