Utopische Piktogramm-Figuren der Künstlerin Käthe Wenzel überwuchern zwei Parkplätze in der Viersener Innenstadt
Käthe Wenzel unterwandert mit ihren Werken oft Gewohntes. Gern dringt sie dabei in städtische Systeme wie Beschilderungen und Werbeflächen ein.
Für die „Stadtbesetzung“ 2025 überwuchern in Viersen ihre utopischen Piktogramm-Figuren zwei Parkplätze in der Innenstadt. Dabei entwirft die Berliner Künstlerin viele Möglichkeiten und Zukunftsaussichten: Dürfen bald nur noch freundliche Hybriden diese Parkbucht nutzen? Wird auf dem Skateboard eine Gasmaske nötig? Bewaffnen sich Rollstuhlfahrer*innen?
Pikto Parkplatz Viersen
Allgegenwärtige Schilder im öffentlichen Raum erteilen mithilfe von Stereotypen Anweisungen. Käthe Wenzels Piktogramme, Tiermenschen und Kettensägenwesen, ermöglichen die Erweiterung von gedanklich verengten Räumen. Gleichzeitig flattern sie unübersehbar im Riesenformat auf Flaggen am Fahnenmast.
Die im Stil der Straßenschild-Piktogramme entwickelten Gestalten spielen humorvoll mit der scheinbaren Eindeutigkeit der Zeichen. Sie bieten zugleich Raum für Visionen und beleben die Vorstellung. Das ebenso ungewohnte wie permanent anmutende Symbol irritiert und regt zur Kommunikation vor Ort an. Gelegenheit dazu besteht bei der Parkplatz-Party am 23. August am Stadthaus.
Peter Trabner ist Schauspieler und Performancekünstler aus Bückeburg, der zunächst auf Berliner Bühnen zu erleben war. Seit 2010 wirkt er darstellerisch in Spielfilmen mit und arbeitete für zahlreiche Fernsehproduktionen von ARD und ZDF. Besondere Bekanntheit erlangte er für seine Rolle im Tatort.
Vom 3. – 5. Mai 2024 beherbergte die Skulpturensammlung Viersen einen ungewöhnlichen Gast. Herr Michael S. aus B. war mit seinem Wohnmobil angereist und beanspruchte einen Stellplatz mitten im Skulpturenpark.
Gebucht hatte er diesen Anfang Februar 2024, wie viele andere auch, über eine Reisemobilstellplatz-App, spezialisiert auf ungewöhnliche Orte in Deutschland.
Es handelte sich dabei um eine Betrugsmasche. Die Fake-App bot begehrte Stellplätze an Museen und Schlössern, in Nationalparks, Biosphärenreservaten und privaten Gartenanlagen an, die in Wirklichkeit nicht zu Urlaubszwecken an Privatleute zu vermieten waren. Michael S. wählte für seine Fake-Buchung den Park der Städtischen Galerie Viersen.
Die Galerie im Park sah sich leider gezwungen, diese illegale Kurzvermietung zuzulassen und dem uneinsichtigen Herrn S. für einige Tage seinen Stellplatz zu überlassen.
In den sozialen Medien und per Newsletter gab die Galerie im Park ihrem Bedauern Ausdruck über dieses Versehen und entschuldigte sich für etwaige Unannehmlichkeiten. Sie betonte, dass dem Besuch der Skulpturensammlung und der aktuellen Ausstellung nichts im Wege stehe und bat um gegenseitiges Verständnis und Rücksichtnahme.
Herr S. reiste am Freitagmittag an und wählte einen Platz neben der Skulptur „Position im Schwerpunkt“ von Wolfgang Nestler, neben dem Verbindungsweg zwischen Stadthaus und Kreishaus. Bis zum Sonntagnachmittag kam es so zu zahlreichen Begegnungen und Kontakten: Sowohl die Spaziergänger und Hundehalter im Park als auch die Menschen am nahen Busbahnhof und die Museumsgäste der Galerie im Park wunderten sich über das ungewohnte Bild des Wohnmobils mit Vordach und Outdoorteppich. Viele kamen ins Gespräch mit Herrn S., beim Frühstück am Campingtisch, beim Grillen oder Bierchen.
Einige reagierten auch recht erbost auf den Wildcamper und sein Gefährt auf der grünen Wiese, so dass auch die Ordnungsbehörde und Polizeibeamt*innen nicht lange auf sich warten ließen.
Nachhaltigen Ärger gab es jedoch nicht, denn die Behörden waren vorab informiert, dass es sich in Wahrheit um eine Kunstaktion im Rahmen der Stadtbesetzung unter dem Motto „Ich & Du“ handelte. Schauspieler Peter Trabner füllte seine Rolle als Michael S. aus B. mit viel Temperament und wunderbarem Improvisationstalent perfekt aus und hielt sie konsequent durch, bis er am Sonntag den Teppich einrollte und sein Fahrzeug wieder startete.
Weihnachten, Richtfest oder Hochzeit – diese und viele weitere Ideen kamen Passant*innen in der Viersener Innenstadt in den Sinn, als der Künstler Jan Philip Scheibe am 8. August eine tote Fichte durch die Straßen trug. Dass der Baum als Brennstoff für einen selbstgekochten Möhreneintopf dient, gehörte wohl nicht dazu.
Gewandet in einen Anzug begleitete der Künstler die eigenhändig im Viersener Waldgebiet Hoher Busch geschlagene Fichte auf seiner Schulter drei Kilometer lang auf ihrem letzten Weg durch die Stadt und weckte mit dieser ungewöhnlichen Wanderung die Neugier der Viersener. Auch bei dem Künstler hinterließ das tote Holz seine Spuren: Auf der Schulter, dort, wo der Stamm über eine Stunde lang ruhte, färbte sich der Anzug moosgrün.
Vor der Viersener Galerie im Park angekommen, zerschlug der Künstler den Baum zu Brennholz, mit dem er einen kleinen Ofen anfeuerte. Mit tatkräftiger Unterstützung des Galerie-Teams kochte Scheibe „Muurejubbel“, ein typisch niederrheinisches Gericht aus Möhren und Kartoffeln. Gemeinsam genossen Passant*innen und Mitarbeiter*innen aus dem Kreishaus den fertigen Eintopf, unterhielten sich über die Performance, den Wald, aber auch ihre Kindheitserinnerungen an den „Muurejubbel“.
Nicht nur das Gericht, sondern auch das Thema Waldsterben und Klimawandel konnte bei einem anschließenden Spaziergang durch die Städtische Galerie oder das Waldgebiet Hoher Busch „verdaut“ werden. Denn die Performance war Teil der Ausstellung und Veranstaltungsreihe „Brennstoff“, die vom 6. August bis zum 24. September in Viersen zu sehen ist und bei der durch Interventionen, Lesungen, Theaterstücke und Rundgänge der Zustand der Wälder thematisiert wird.
Bei einem Kunst-Rundweg im Wald, kuratiert durch Roger Rohrbach, stolpern Jogger*innen, Wanderer*innen und Spaziergänger*innen während des Waldbadens über insgesamt neun Außen-Installationen unterschiedlicher Künstler*innen, die sie nicht nur mit den Folgen des Klimawandels, sondern auch mit Kunst konfrontieren.
Darunter auch Scheibes ICH-Bunker: eine massive Lehmhütte aus vier Pfeilern und Dach, die sowohl das Gefühl von Geborgenheit vermittelt als auch die Betrachtung des Waldes ermöglicht. Durch die weiße Plastikbank in der Mitte der Installation lädt Schiebe nicht nur zu Verweilen und Nachdenken ein, sondern spielt auch mit dem Kontrast zum natürlichen Baustoff Lehm. Gegenüber, nicht weit entfernt vom Wegesrand, erstrahlt ein toter Ast dank goldenem Anstrich in neuem Glanz und lenkt den Blick auf das umliegende Totholz.
In der Städtischen Galerie geht die Ausstellung weiter: Neben Grafiken aus der Sammlung der Stadt Viersen und Arbeiten von unter anderem Rainer Fetting, Swaantje Güntzel und Jörg Kratz zeigen die Ergebnisse aus Workshops und Wettbewerben mit Teilnehmenden unterschiedlicher Generationen, dass der Klimawandel uns alle betrifft: Gemeinsam mit Garvin Dickhof haben Jugendliche aus Viersen einen Selfie-Raum mit Materialien aus dem Wald gebaut. Ein Workshop mit Senior*innen hielt Walderinnerungen fest, die gemeinsam mit Dagmar Reichel künstlerisch in Szene gesetzt wurden. Im Erdgeschoss der Galerie präsentieren die Viersener Erstklässler*innen ihre Kunstwerke zum Thema „Im Wald, da sind…“, mit denen sie sich für die Teilnahme bei den Kulturstrolchen für das Schuljahr 2023/2024 beworben haben.
Am 12. August ging es für Jan Philip Scheibe zurück in den Wald. Für 11 Stunden lebte der Künstler in einer Kinderspielhütte aus Kunststoff mitten im Viersener Hohen Busch und lud seine Gäste ein, sich mit ihm bei Kaffee und Kuchen über ihre Vorstellungen vom Wald und Erinnerungen an die Wälder ihrer Kindheit zu unterhalten.
Installationen im öffentlichen Raum und in der Galerie im Park rückten die allgegenwärtige Vermüllung der Natur und des Stadtraums sowie die Müllproblematik im Bereich der textilen Kette in den Blick.
In der Werkreihe „Plastic Army“ thematisiert der Fotograf Dirk Krüll (* 1958) das Unbehagen über den verantwortungslosen Umgang mit der Natur sowie die Vergeudung vorhandener Ressourcen auf spielerische und ästhetische Weise am Beispiel Plastikmüll. Seine Fotoinstallationen entstanden auf den Balearen, in der Eifel und auf Island.
Im Park neben der Städtischen Galerie realisierte Dirk Krüll für „Waste City“ eine temporäre Installation. In Viersen führte er in den Sommerferien mit Jugendlichen den Workshop “Plastic People“ durch, gefördert von der LAG Kunst und Medien NRW. Jugendliche schafften aus im öffentlichen Raum gefundenem Abfall lebensgroße Figuren, die im Umfeld der Galerie präsentiert wurden.
Bei der Mode-Textil-Designerin Laura Schlütz (*1992) stehen nachhaltige Mode und Textile Kunst im Mittelpunkt. Auf künstlerische Weise zeigt ihre Arbeit die Auseinandersetzung mit der Müllproduktion an verschiedenen Stellen der textilen Kette. Für einige Tage öffnete ihr „Sweatshop – Waste Edition“ in Viersen die Türen. In der Galerie zeigte sie zudem Beispiele ihrer „zero waste fashion“, bei der das komplette Ausgangmaterial ohne Abfall in das herzustellende Kleidungsstück fließt.
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Utopische Piktogramm-Figuren der Künstlerin Käthe Wenzel überwuchern zwei Parkplätze in der Viersener Innenstadt
Käthe Wenzel unterwandert mit ihren Werken oft Gewohntes. Gern dringt sie dabei in städtische Systeme wie Beschilderungen und Werbeflächen ein.
Für die „Stadtbesetzung“ 2025 überwuchern in Viersen ihre utopischen Piktogramm-Figuren zwei Parkplätze in der Innenstadt. Dabei entwirft die Berliner Künstlerin viele Möglichkeiten und Zukunftsaussichten: Dürfen bald nur noch freundliche Hybriden diese Parkbucht nutzen? Wird auf dem Skateboard eine Gasmaske nötig? Bewaffnen sich Rollstuhlfahrer*innen?
Allgegenwärtige Schilder im öffentlichen Raum erteilen mithilfe von Stereotypen Anweisungen. Käthe Wenzels Piktogramme, Tiermenschen und Kettensägenwesen, ermöglichen die Erweiterung von gedanklich verengten Räumen. Gleichzeitig flattern sie unübersehbar im Riesenformat auf Flaggen am Fahnenmast.
Die im Stil der Straßenschild-Piktogramme entwickelten Gestalten spielen humorvoll mit der scheinbaren Eindeutigkeit der Zeichen. Sie bieten zugleich Raum für Visionen und beleben die Vorstellung. Das ebenso ungewohnte wie permanent anmutende Symbol irritiert und regt zur Kommunikation vor Ort an. Gelegenheit dazu besteht bei der Parkplatz-Party am 23. August am Stadthaus.
Foto: Stadt Viersen – Ulf Kleczka
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