Peter Trabner ist Schauspieler und Performancekünstler aus Bückeburg, der zunächst auf Berliner Bühnen zu erleben war. Seit 2010 wirkt er darstellerisch in Spielfilmen mit und arbeitete für zahlreiche Fernsehproduktionen von ARD und ZDF. Besondere Bekanntheit erlangte er für seine Rolle im Tatort.

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Viersen Intervention Performance

„Michael S. aus B.“ in Viersen

Vom 3. – 5. Mai 2024 beherbergte die Skulpturensammlung Viersen einen ungewöhnlichen Gast. Herr Michael S. aus B. war mit seinem Wohnmobil angereist und beanspruchte einen Stellplatz mitten im Skulpturenpark.

Gebucht hatte er diesen Anfang Februar 2024, wie viele andere auch, über eine Reisemobilstellplatz-App, spezialisiert auf ungewöhnliche Orte in Deutschland.

Es handelte sich dabei um eine Betrugsmasche. Die Fake-App bot begehrte Stellplätze an Museen und Schlössern, in Nationalparks, Biosphärenreservaten und privaten Gartenanlagen an, die in Wirklichkeit nicht zu Urlaubszwecken an Privatleute zu vermieten waren. Michael S. wählte für seine Fake-Buchung den Park der Städtischen Galerie Viersen.

Die Galerie im Park sah sich leider gezwungen, diese illegale Kurzvermietung zuzulassen und dem uneinsichtigen Herrn S. für einige Tage seinen Stellplatz zu überlassen.

In den sozialen Medien und per Newsletter gab die Galerie im Park ihrem Bedauern Ausdruck über dieses Versehen und entschuldigte sich für etwaige Unannehmlichkeiten. Sie betonte, dass dem Besuch der Skulpturensammlung und der aktuellen Ausstellung nichts im Wege stehe und bat um gegenseitiges Verständnis und Rücksichtnahme.

Herr S. reiste am Freitagmittag an und wählte einen Platz neben der Skulptur „Position im Schwerpunkt“ von Wolfgang Nestler, neben dem Verbindungsweg zwischen Stadthaus und Kreishaus. Bis zum Sonntagnachmittag kam es so zu zahlreichen Begegnungen und Kontakten: Sowohl die Spaziergänger und Hundehalter im Park als auch die Menschen am nahen Busbahnhof und die Museumsgäste der Galerie im Park wunderten sich über das ungewohnte Bild des Wohnmobils mit Vordach und Outdoorteppich. Viele kamen ins Gespräch mit Herrn S., beim Frühstück am Campingtisch, beim Grillen oder Bierchen.

Einige reagierten auch recht erbost auf den Wildcamper und sein Gefährt auf der grünen Wiese, so dass auch die Ordnungsbehörde und Polizeibeamt*innen nicht lange auf sich warten ließen.

Nachhaltigen Ärger gab es jedoch nicht, denn die Behörden waren vorab informiert, dass es sich in Wahrheit um eine Kunstaktion im Rahmen der Stadtbesetzung unter dem Motto „Ich & Du“ handelte. Schauspieler Peter Trabner füllte seine Rolle als Michael S. aus B. mit viel Temperament und wunderbarem Improvisationstalent perfekt aus und hielt sie konsequent durch, bis er am Sonntag den Teppich einrollte und sein Fahrzeug wieder startete.

Fotos: © Städt. Galerie im Park Viersen

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Viersen Ausstellung Performance

„Brennstoff“ in Viersen

Jan Philip Scheibe trägt die Fichte über seiner Schulter. Er steht auf einer Treppe. Die Treppe führt hoch zur Galerie im Park.

Weihnachten, Richtfest oder Hochzeit – diese und viele weitere Ideen kamen Passant*innen in der Viersener Innenstadt in den Sinn, als der Künstler Jan Philip Scheibe am 8. August eine tote Fichte durch die Straßen trug. Dass der Baum als Brennstoff für einen selbstgekochten Möhreneintopf dient, gehörte wohl nicht dazu.

Gewandet in einen Anzug begleitete der Künstler die eigenhändig im Viersener Waldgebiet Hoher Busch geschlagene Fichte auf seiner Schulter drei Kilometer lang auf ihrem letzten Weg durch die Stadt und weckte mit dieser ungewöhnlichen Wanderung die Neugier der Viersener. Auch bei dem Künstler hinterließ das tote Holz seine Spuren: Auf der Schulter, dort, wo der Stamm über eine Stunde lang ruhte, färbte sich der Anzug moosgrün.

Vor der Viersener Galerie im Park angekommen, zerschlug der Künstler den Baum zu Brennholz, mit dem er einen kleinen Ofen anfeuerte. Mit tatkräftiger Unterstützung des Galerie-Teams kochte Scheibe „Muurejubbel“, ein typisch niederrheinisches Gericht aus Möhren und Kartoffeln. Gemeinsam genossen Passant*innen und Mitarbeiter*innen aus dem Kreishaus den fertigen Eintopf, unterhielten sich über die Performance, den Wald, aber auch ihre Kindheitserinnerungen an den „Muurejubbel“.

Nicht nur das Gericht, sondern auch das Thema Waldsterben und Klimawandel konnte bei einem anschließenden Spaziergang durch die Städtische Galerie oder das Waldgebiet Hoher Busch „verdaut“ werden. Denn die Performance war Teil der Ausstellung und Veranstaltungsreihe „Brennstoff“, die vom 6. August bis zum 24. September in Viersen zu sehen ist und bei der durch Interventionen, Lesungen, Theaterstücke und Rundgänge der Zustand der Wälder thematisiert wird.

Bei einem Kunst-Rundweg im Wald, kuratiert durch Roger Rohrbach, stolpern Jogger*innen, Wanderer*innen und Spaziergänger*innen während des Waldbadens über insgesamt neun Außen-Installationen unterschiedlicher Künstler*innen, die sie nicht nur mit den Folgen des Klimawandels, sondern auch mit Kunst konfrontieren.

Darunter auch Scheibes ICH-Bunker: eine massive Lehmhütte aus vier Pfeilern und Dach, die sowohl das Gefühl von Geborgenheit vermittelt als auch die Betrachtung des Waldes ermöglicht. Durch die weiße Plastikbank in der Mitte der Installation lädt Schiebe nicht nur zu Verweilen und Nachdenken ein, sondern spielt auch mit dem Kontrast zum natürlichen Baustoff Lehm. Gegenüber, nicht weit entfernt vom Wegesrand, erstrahlt ein toter Ast dank goldenem Anstrich in neuem Glanz und lenkt den Blick auf das umliegende Totholz.

Ein umgefallener, kahler Baum im Wald.
© Stefan Schumacher

In der Städtischen Galerie geht die Ausstellung weiter: Neben Grafiken aus der Sammlung der Stadt Viersen und Arbeiten von unter anderem Rainer Fetting, Swaantje Güntzel und Jörg Kratz zeigen die Ergebnisse aus Workshops und Wettbewerben mit Teilnehmenden unterschiedlicher Generationen, dass der Klimawandel uns alle betrifft: Gemeinsam mit Garvin Dickhof haben Jugendliche aus Viersen einen Selfie-Raum mit Materialien aus dem Wald gebaut. Ein Workshop mit Senior*innen hielt Walderinnerungen fest, die gemeinsam mit Dagmar Reichel künstlerisch in Szene gesetzt wurden. Im Erdgeschoss der Galerie präsentieren die Viersener Erstklässler*innen ihre Kunstwerke zum Thema „Im Wald, da sind…“, mit denen sie sich für die Teilnahme bei den Kulturstrolchen für das Schuljahr 2023/2024 beworben haben.

Am 12. August ging es für Jan Philip Scheibe zurück in den Wald. Für 11 Stunden lebte der Künstler in einer Kinderspielhütte aus Kunststoff mitten im Viersener Hohen Busch und lud seine Gäste ein, sich mit ihm bei Kaffee und Kuchen über ihre Vorstellungen vom Wald und Erinnerungen an die Wälder ihrer Kindheit zu unterhalten.

Die Ausstellung „Brennstoff“ ist bis zum 24. September in Viersen zu sehen. Der Kunst-Rundweg ist frei zugänglich.

Öffnungszeiten Städtische Galerie:

Di, Mi, Fr, Sa 15-18 Uhr
Do 15-20 Uhr
So 11-18 Uhr

Weitere Informationen zum Projekt und zum Programm

Fotos: © Garvin Dickhof, Stefan Schumacher, Carolin Klenke

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Viersen Allgemein Ausstellung Fotografie Installation

„Waste City“ in Viersen

Installationen im öffentlichen Raum und in der Galerie im Park rückten die allgegenwärtige Vermüllung der Natur und des Stadtraums sowie die Müllproblematik im Bereich der textilen Kette in den Blick.

In der Werkreihe „Plastic Army“ thematisiert der Fotograf Dirk Krüll (* 1958) das Unbehagen über den verantwortungslosen Umgang mit der Natur sowie die Vergeudung vorhandener Ressourcen auf spielerische und ästhetische Weise am Beispiel Plastikmüll. Seine Fotoinstallationen entstanden auf den Balearen, in der Eifel und auf Island.

Im Park neben der Städtischen Galerie realisierte Dirk Krüll für „Waste City“ eine temporäre Installation. In Viersen führte er in den Sommerferien mit Jugendlichen den Workshop “Plastic People“ durch, gefördert von der LAG Kunst und Medien NRW. Jugendliche schafften aus im öffentlichen Raum gefundenem Abfall lebensgroße Figuren, die im Umfeld der Galerie präsentiert wurden.

Bei der Mode-Textil-Designerin Laura Schlütz (*1992) stehen nachhaltige Mode und Textile Kunst im Mittelpunkt. Auf künstlerische Weise zeigt ihre Arbeit die Auseinandersetzung mit der Müllproduktion an verschiedenen Stellen der textilen Kette. Für einige Tage öffnete ihr „Sweatshop – Waste Edition“ in Viersen die Türen. In der Galerie zeigte sie zudem Beispiele ihrer „zero waste fashion“, bei der das komplette Ausgangmaterial ohne Abfall in das herzustellende Kleidungsstück fließt.

Fotos: Plastic People © Dirk Krüll, Sweat-Shop © Laura Schlütz

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Klimarondell lässt Gemüse an der Städtischen Galerie in Viersen wachsen

Wie haben sich die Bürger*innen aus Viersen von der Natur ernährt? Welches Wissen um die Nutzung der Natur ist heute noch greifbar? Eine künstlerische Auseinandersetzung.

Seit Mitte Mai prangt ein monumentales rundes Hochbeet mit fünf Metern Durchmesser gleich neben der Skulptur „Optimus“ von Günter Haese auf den Grünflächen, die die „Galerie im Park“ in Viersen umgeben. Das „Preserved-Klimarondell“ ist ein Werk des in Hamburg ansässigen Künstlerduos Scheibe & Güntzel. In ihren gemeinsamen Arbeiten wie im Einzelwerk stehen die Natur und die Rolle, die der Mensch in der Gestaltung von Landschaft spielt, im Mittelpunkt. Jan Philip Scheibe und Swaantje Güntzel (beide *1972) beschäftigen sich so auf humorvolle und ästhetische Weise mit Themen wie dem Klimawandel.

Im Rahmen des Projektes Stadtbesetzung des Kultursekretariats NRW Gütersloh, an dem sich die Städtische Galerie im Park auch 2021 wieder beteiligt, knüpfen sie an ihre Werkreihe „PRESERVED“ an. Ihr Klimarondell passt perfekt in die diesjährige Auflage der Reihe rund um Kunst im öffentlichen Raum, denn die Stadtbesetzung steht diesmal unter der Überschrift „UMDENKEN. Klimawandel ↔ Kulturwandel“.
Scheibe und Güntzel planten ein ornamentartiges akkurates Rondell – aus Gemüsepflanzen, das nun statt einer gepflegten Blumenrabatte die Grünanlage prägt. Mit den Mitteln der Kunst veranschaulichen sie, wie sich die Menschen einer Region lange von der sie umgebenden Natur ernährt haben, welche Bilder und Geschichten diese Beziehung begleiten und welches Wissen um die Nutzung der Natur noch greifbar ist.

Während der Gartensaison 2021 stellt sich das Künstlerpaar in Viersen Fragen wie: Welche Pflanzen wuchsen früher hier, wachsen aktuell und werden in Zukunft im fortschreitenden Klimawandel in den Gemüsegärten und Äckern der Region wachsen?
Am Tag des Bonifatius, des Vorletzten der „Eisheiligen“, wurde am 14. Mai der Grundstock gelegt. Für die Bepflanzung des runden Hochbeets schlüpften Scheibe und Güntzel bewusst in ihre Rollen als Kunstfiguren. Im geblümten Kleid mit den dazu passenden Pumps und im dunklen Anzug – nicht eben das Outfit des klassischen Gärtners – legten sie ihre Gemüserabatte an, die in den nächsten Wochen und Monaten gedeihen soll.
Pflanzen, die früher in heimischen Gärten alltäglich waren, wachsen nun neben momentan gefragten Gemüsen und Exoten, die erst im wärmer werdenden Klima am Niederrhein Überlebenschancen bekommen. So zieren Bananenstaude und Eukalyptus die Beetmitte, während in ordentlich gezogenen Kreisen rundum Stielmus, Weißkohl, Lauch, Dicke Bohnen und Rote Beete angelegt sind, dazu Süßkartoffeln. Den äußeren Ring nimmt die Kapuzinerkresse sein, die bereits jetzt ihre leuchtenden – essbaren – Blütenblätter entfaltet. Hier werden im Beet-Ornament zudem Honigmelonen Akzente setzen.


Stielmusessen

Am 20. Juli 2021 fand am „Preserved // Klimarondell“ des Künstlerduos Scheibe & Güntzel die erste Ernteaktion statt mit dem „Stielmusessen“. Besucher*innen konnten den Stielmus-Eintopf kosten, den Jan Philip Scheibe nach dem Rezept seiner Großmutter Margarete auf dem Holzofen direkt am Beet kochte.


Feierabendbier

Für den 22. September 2021 ab 18 Uhr hat das Künstlerduo zum Feierabendbier eingeladen. Aus der Ernte des Beetes hatte Ludger Schweer eigens ein „Süßkartoffel-Eukalyptus-Bier“ gebraut, das bei sommerlichem Wetter und entspannter Atmosphäre den Gästen ebenso gut schmeckte wie die herzhaften Brote mit Aufstrichen aus roter Beete, Süßkartoffel und Lauch, die kleinen Salate und die Lauchschnecken. Für diese Klimarondell-Snacks kamen die Zutaten selbstverständlicen frisch aus dem Beet und lieferten reichlich Gesprächsstoff für den Austausch zum heimischen und exotischen Gemüse.

Fotos: Justyna Janetzek / VG Bild-Kunst, Stefan Schumacher

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