Die Initiative STADT.KUNST Herten realisiert eine außergewöhnliche Kunstaktion aus Anlass des Umbaus der Gewässer Backumer Bach und Resser Bach in Herten.
Zwei Jongleure und ein Musiker treten an einem ungewohnten Ort in ein Wechselspiel der besonderen Art. Keulen fliegen durch die Luft, lassen kunstvolle Figuren und angedeutete Bilder entstehen, die mit live-gespielten Klängen korrespondieren und interagieren. All dies folgt einer präzise ausgearbeiteten Choreografie, die die Künstlerin Katrin Wegemann gemeinsam mit den Jongleuren Marie Seeger und Thomas Dürrfeld sowie dem Musiker Hannes Lingens im Rahmen des vom Kultursekretariat NRW initiierten Projektes Stadtbesetzung III entwickelt hat. Die ortsbezogene Performance wird aufgeführt im Umfeld der Baustellensituation am Backumer Bach und Resser Bach im Grenzbereich der Städte Herten und Recklinghausen.
Die Bäche kennen viele seit Jahrzehnten als offene betonierte Rinnen, durch die ungeklärte Abwässer in die Emscher abgeführt werden. Im Zuge des Emscher-Umbaus werden auch diese Bäche im Anschluss an den Kanalbau durch die Emschergenossenschaft naturnah umgestaltet. Der aufwändige Umbau des Emscher-Systems symbolisiert nicht zuletzt den tiefgreifenden Wandel, der Identität und Erscheinungsbild der gesamten Region verändert. Unter dem Titel „Alles bewege sich und nichts habe Bestand…“ setzt sich das Hertener Kunstprojekt mit den Prozessen des Wandels auseinander und thematisiert die Veränderung der Gewässer und der Landschaft am Backumer Bach und Resser Bach.
Die gegenwärtige Baustelle mit ihren Baggern und Bulldozern, mannshohen Betonröhren und aufgeschütteten Erdhügeln dient dabei gleichermaßen als thematischer Anknüpfungspunkt wie auch als eindrucksvolle Kulisse für die dreiteilige audiovisuelle Performance, die sich auf Entwicklungen der Vergangenheit, gegenwärtige Handlungspotentiale und zukünftige Perspektiven im Spannungsfeld von urbanem Umfeld und gestalteter Natur bezieht.
Die hoch artifizielle Performance regt zu einem Nachdenken über Künstlichkeit und Natürlichkeit an, sind doch auch die umgestalteten Bäche letztlich ein künstlich geschaffener Naturraum, eingerichtet im urbanen Zwischenraum der Städte Herten und Recklinghausen. Zugleich machen die nur im Augenblick existierenden Bilder und flüchtigen Klänge der künstlerischen Intervention deutlich, dass jeder erreichte Zustand niemals endgültig, sondern wiederum Ausgangspunkt für weitere Prozesse des Wandels ist. „Alles bewege sich und nichts habe Bestand…“
Das Projekt wird vom Kultursekretariat NRW Gütersloh sowie der Emschergenossenschaft gefördert und in Kooperation mit der Stadt Herten realisiert.
Fotos: Roland Baege, Verena Brüning
Presse vom 11.09.2018
Presse vom 14.09.2018
Das Lied „Somewhere over the Rainbow“ liegt dieser Kunstaktion der Initiative STADT.KUNST zu Grunde, die zeigen möchte, das kulturelle Vielfalt die Stadt Herten bunter, lebendiger und spannender werden lässt.
Freitagnachmittag, 20. September 2019: Vier große gläserne Vitrinen stehen mitten in Hertens Innenstadt auf der Hermannstraße. Sie stehen im Abstand von 20 bis 30 Metern. In ihnen tanzen zwei Tänzerinnen und Tänzer, jede beziehungsweise jeder für sich, zwar nach der gleichen Musik, aber räumlich getrennt, also isoliert voneinander. Und jede Tänzerin, jeder Tänzer interpretiert die über Lautsprecher an den Vitrinen zugespielte Musik auf individuelle Weise und in einer anderen Kostümierung, die auf unterschiedliche Kulturräume anspielt.
Die zahlreichen Menschen, die die Hermannstraße an diesem Freitagnachmittag begehen oder sich dort aufhalten, werden – soweit sie nicht sowieso gezielt gekommen sind – zwangsläufig Zeuge dieser Performance. Einige gehen irritiert vorbei, drehen eventuell noch einmal neugierig den Kopf nach hinten, wieder andere laufen oder fahren mit dem Rad zügig vorbei, sie wollen offensichtlich nicht involviert werden. Die meisten Passanten aber bleiben überrascht stehen und verfolgen fasziniert, interessiert und mit großer Anerkennung das Geschehen. Vor allem Kinder hängen mit großen Augen an den Bewegungen und Kostümen.
Etwa zehn Minuten dauert eine Aufführung der Tänzerinnen und Tänzer, dann verharren sie nahezu regungslos und in sich gekehrt in den Vitrinen, während der Song „Somewhere over the Rainbow“ von Judy Garland gedämpft aus den Lautsprechern erklingt. Mehrfach wiederholt sich in den zwei Stunden der Aufführung dieser Ablauf und fesselt immer wieder neues Publikum auf der Hermannstraße.
„Rainbow“ ist eine künstlerische Performance nach einer Idee von Jürgen Fischer und umgesetzt von Art.62 und seinen Tanzsolisten. Mit dem Song „Somewhere over the Rainbow“ als Hintergrund geht es um die künstlerische Auseinandersetzung mit einer bunten Stadtgesellschaft – einer „Regenbogen-Stadt“, die sowohl Konflikte als auch den Wunsch nach Harmonie produziert. Die Performances der vier Tänzerinnen und Tänzer in den mannsgroßen Vitrinen spiegeln Zersplitterung und Isolation ebenso wider wie die Suche nach Identität und den Wunsch nach einem toleranten und lebendigen Miteinander.
Die Initiative STADT.KUNST dankt allen Mitwirkenden, Unterstützern und Förderern für das Zustandekommen dieses ungewöhnlichen Beitrags zu einer künstlerischen Darbietung und Auseinandersetzung im öffentlichen Raum der Stadt Herten.
Fotos: Dr. Rainer Lange, Wolfgang Seidel
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