Jetzt alle zusammen! Aber wie geht das? Was macht eine Stadt für alle lebenswert? Und was kann jeder Mensch dazu beitragen?
„All together now!“ – Es ist das Ziel einer inklusiven Gesellschaft, aus nichts als dem „Zusammen“ zu bestehen, keine Nachteile für Menschen oder Gruppen zu produzieren. Was gilt es für so ein „Zusammen“ zu beachten, wenn man an den Stadtraum, alltägliche Abläufe, Feste, Arbeit, Freizeit und anderes denkt? Was kann man voneinander lernen?
Ende Juni hatte die Künstlerin Nikola Dicke Mescheder*innen in drei Workshops dazu eingeladen, Antworten auf diese Fragen zu finden: im Gespräch, mit Farben, Knete und vor der Kamera – mehr als 50 Personen haben mitgemacht. Nikola Dicke hat die Ergebnisse im Anschluss in Bewegung gebracht, die Menschen im Mixed-Reality-Format zum Teil ihrer Visionen gemacht. Beim HenneLeuchten am 25. und 26. Oktober werden auf diese Weise die gesammelten Ideen für ein paar Stunden als Lichtinstallation lebendig.
Ein inklusives Wohnprojekt mit winkenden Menschen in den Fenstern, ein Generationentreff für alle Altersgruppen, ein Spaziergang im blühenden Park, ein multifunktionaler Sportplatz: Die Ideen waren zahlreich, die Bilder zum Teil kunstvoll gestaltet – und fast alle Teilnehmer*innen versuchten sich auch vor der Kamera, um ihre Motive lebendig werden zu lassen. „All together now!“, so der Titel von Nikola Dickes Konzept – dieser Name war tatsächlich Programm. Dank der Kooperation mit dem Marcel-Callo-Haus des Caritasverband Meschede e.V. sowie mit der Behinderten-Interessen-Vertretung Meschede e.V. und inklusiven Sportgruppen nahmen auch zahlreiche Menschen mit Behinderung an dem Projekt teil, um ihre Visionen für Meschede sichtbar zu machen. Auch die Musikschule Hochsauerlandkreis unterstützt das Projekt: Der von den Workshops inspirierte Mixed-Reality-Film wurde von der inklusiven Band „The Inclusions“ der Musikschule Hochsauerlandkreis unter Projektleitung von Martin Schwarz vertont.
Als Zeichnerin hat Nikola Dicke eine einzigartige Technik entwickelt, für die sie ungewöhnliches Werkzeug benutzt: Sie zeichnet mit Licht, indem sie Diagläschen mit Ruß schwärzt und ihre Zeichnung in den Ruß kratzt. Dia-Projektoren und Scheinwerfer lassen die handgezeichneten Miniaturen zu großformatigen, dreidimensionalen Licht-Zeichnungen werden, die den vorhandenen Raum verwandeln und teilweise auflösen.
Der westfälische Fichtenwald stirbt. Der Fichtenwald im Sauerland ist auf immer größer werdenden Flächen tot.
Die Trockenheit der letzten Jahre und der Borkenkäfer und die Stürme haben dem Flachwurzler den Garaus gemacht. Über weite Flächen, die vormals in tiefem Tannengrün daherkamen, spannt sich ein nun immer dünner werdendes grau-rot-braunes Netz aus trockenen Ästen samt fallenden Nadeln. Mancherorts stehen nur noch Baumskelette.
Unsere Waldheimat verändert sich rapide – was macht das mit uns, unserer landschaftlichen Heimatverbundenheit, unserer Waldkultur und Waldsehnsucht, der wir nicht nur in Pandemiezeiten
so intensiv frönen? Jan Philip Scheibe beschäftigt sich auf Einladung der Kreis- und Hochschulstadt Meschede vom 26. August bis 4. September 2021 in Meschede und den nahe gelegenen Fichtenwäldern mit diesen Fragen. In fünf Kapiteln macht er deutlich, fragt und beantwortet mit den Mitteln der Kunst. Performativ, installativ und kommunikativ.
Hinweis: Bei verändertem Infektionsgeschehen besteht das Risiko einer kurzfristigen Absage der Veranstaltungen.
Eine verlassene Klinik wird künstlerisch wiederbelebt. Angemeldete Teilnehmer brechen mit einem Bus zur Expedition auf und erleben das einmalige Projekt „Versehrt“ hautnah.
Wie aus dem Nichts taucht es plötzlich auf, das riesige Gebäude, zurückgelassen mitten im Wald. Zehn Jahre Leerstand haben an der ehemaligen Auguste-Viktoria-Knappschaftsheilstätte Spuren hinterlassen: die Fenster zersplittert, Putz bröckelt von der Fassade – die einstige Pracht verblasst, aber nicht verschwunden. Dennoch nicht das klassische Ziel einer Reisegruppe; genau das richtige für eine Expedition im Rahmen der „Stadtbesetzung“ des Kultursekretariats NRW Gütersloh, die der Schönheit des „Versehrten“ nachspüren möchte. Rund 300 Besucherinnen und Besucher traten im Bus einen ungewöhnlichen Ausflug zur ehemaligen Lungenheilstätte an, um einen Dialog zwischen Kunst und Gebäude zu erleben.
Aber zunächst einmal galt es die heilsame Wirkung der Kunst selbst zu erfahren: Bei den „Opteopathischen Operationen“ von Ruppe Koselleck entstanden im Zusammenspiel aus Farben und Medikamenten Werke, die dank Ritalinrot oder Aspirinblau bei Wespenstich, innerer Unruhe oder Kopfschmerzen helfen können. Oder ist es vielleicht nur der Glaube, der Linderung verschafft? Zweifeln, Schmunzeln, Nachdenken – die Reaktionen der Probanden auf Kosellecks Performance waren vielfältig.
Dann galt es, dass Innere des Gebäudes zu erkunden. Da eine analoge Erkundung aus Sicherheitsgründen nicht möglich war, erfolgte der Rundgang digital – auf einer großen Leinwand im Kesselhaus. Christian Mono von der „Vorzeigekind Videoproduktion“ hat mit Blick fürs Detail einen Clip kreiert, der die Vergänglichkeit in jeder Sequenz sichtbar macht. Lisa Schwermer-Funkes Staubsaugroboter kämpfen „So lange der Akku hält“ dagegen an – und bleiben doch irgendwann piepend und erschöpft liegen. Susanne Klinkes „Lakenlabyrinth“ steht mit leuchtend weißer Wäsche in scharfem Kontrast zur Umgebung. Doch wird es nicht selbst irgendwann Geruch und Grau der Wände annehmen?
Und dann ging es doch noch rein, ins Innere des Gebäudes – auch dank der Airsoft-Gruppe, die das Gelände seit ein paar Jahren nutzt und das aufruhr-Team beim Aufräumen und Aufbau tatkräftig unterstützt hat. Speisesaal und Küchentrakt des Gebäudes waren von Kuratorin Kathrin Brandt vom Kulturbüro Arnsberg mit Unterstützung des Mescheder Bauhofs für ein Wochenende in eine Ausstellungshalle verwandelt worden. Renate Meinardus Arbeiten mit dem Titel „Wasser“ verschmolzen fast mit einer blau gekachelten Wand, in die Kupferdiebe klaffende Wunden geschlagen hatten. Im Kurzfilm des Gymnasiums der Stadt Meschede rast die Uhr, eine Kerze erlischt im durchdringenden Piepsen des Herzmonitors. Christian Klutes Relief zeigt eine Klinik, auf deren Turmuhr es bereits kurz vor zwölf ist und die von einem Bogen getragen wird – oder ist es der schwarze Lungenflügel eines Bergmanns? Der Bergmann ist auch Thema von Ralf Literas Arbeit, der in einem Raum zahlreiche Kohleeimer an die Decke gehängt hat, die mit Infusionsschläuchen versehen sind, aus denen schwarze und rote Flüssigkeit tropft. „Glück Ab“ heißt die Performance, bei der Litera schließlich selbst in Gestalt eines Bergmanns unter den tropfenden Schläuchen zur Ruhe kommt – ein Hinweis auf die Folgen menschlichen Tuns für Umwelt und Gesundheit. Hildegard Scheffer wiederum hat sich in der Natur auf die Spuren des „Versehrten“ gemacht und zeigt in ihren Fotografien „BaumFrauenNarben“ die Schönheit von Baumnarben. Heike Wiegand-Baumeisters Arbeit „Hausbesetzung“ wiederum scheint in ihrer Ästhetik mit den umgebenden Graffitis nahezu zu verschmelzen. Zu sehen waren außerdem Arbeiten von Simone Bannach, Norbert Baumeister, Siegfried Deventer, Uta Guhlow, Matthias Krispien, Angela-Ortkemper-Wagner, Klaus Rahmann und Ralf Ströcker.
Die künstlerische Gebäudebesetzung währte jedoch nur ein Wochenende – dann kehrte der Leerstand zurück, der Eindruck jedoch bleibt, Gebäude und Kunst klingen nach – so äußerten es einige Besucherinnen und Besucher. Andere wünschten sich mehr Zeit oder eine Wiederholung. Das Projekt jedoch soll laut den Veranstaltern einmalig und damit selbst vergänglich bleiben.
Die Veranstaltung der vier aufruhr-Kommunen Meschede, Arnsberg, Bestwig und Brilon fand im Rahmen des Projekts „Stadtbesetzung“ des Kultursekretariats NRW Gütersloh statt und wurde vom Ministerium für Kultur und Wissenschaft des Landes Nordrhein-Westfalen gefördert.
Fotos: Simone Bannach, Kreis- und Hochschulstadt Meschede, Jürgen Adams (Fotokreis Eversberg)
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Jetzt alle zusammen! Aber wie geht das? Was macht eine Stadt für alle lebenswert? Und was kann jeder Mensch dazu beitragen?
„All together now!“ – Es ist das Ziel einer inklusiven Gesellschaft, aus nichts als dem „Zusammen“ zu bestehen, keine Nachteile für Menschen oder Gruppen zu produzieren. Was gilt es für so ein „Zusammen“ zu beachten, wenn man an den Stadtraum, alltägliche Abläufe, Feste, Arbeit, Freizeit und anderes denkt? Was kann man voneinander lernen?
Ende Juni hatte die Künstlerin Nikola Dicke Mescheder*innen in drei Workshops dazu eingeladen, Antworten auf diese Fragen zu finden: im Gespräch, mit Farben, Knete und vor der Kamera – mehr als 50 Personen haben mitgemacht. Nikola Dicke hat die Ergebnisse im Anschluss in Bewegung gebracht, die Menschen im Mixed-Reality-Format zum Teil ihrer Visionen gemacht. Beim HenneLeuchten am 25. und 26. Oktober werden auf diese Weise die gesammelten Ideen für ein paar Stunden als Lichtinstallation lebendig.
Ein inklusives Wohnprojekt mit winkenden Menschen in den Fenstern, ein Generationentreff für alle Altersgruppen, ein Spaziergang im blühenden Park, ein multifunktionaler Sportplatz: Die Ideen waren zahlreich, die Bilder zum Teil kunstvoll gestaltet – und fast alle Teilnehmer*innen versuchten sich auch vor der Kamera, um ihre Motive lebendig werden zu lassen. „All together now!“, so der Titel von Nikola Dickes Konzept – dieser Name war tatsächlich Programm. Dank der Kooperation mit dem Marcel-Callo-Haus des Caritasverband Meschede e.V. sowie mit der Behinderten-Interessen-Vertretung Meschede e.V. und inklusiven Sportgruppen nahmen auch zahlreiche Menschen mit Behinderung an dem Projekt teil, um ihre Visionen für Meschede sichtbar zu machen. Auch die Musikschule Hochsauerlandkreis unterstützt das Projekt: Der von den Workshops inspirierte Mixed-Reality-Film wurde von der inklusiven Band „The Inclusions“ der Musikschule Hochsauerlandkreis unter Projektleitung von Martin Schwarz vertont.
Fotos : © Nikola Dicke und Anne Wiegel
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