„ZwischenWelten – Klang, Körper und Raum im Dialog“ in Remscheid

Klang, Körper und Raum – Experimentelles Musik- und Tanztheater Filidonia

Das experimentelle Musik- und Tanztheater Filidonia kam am 11. Oktober 2025 für ein besonderes Gastspiel nach Remscheid auf den Honsberg. Die junge, internationale Künstlergruppe verbindet in ihren Produktionen Musik, Schauspiel und Installationskunst auf einzigartige Weise.

Während der Vorbereitungen lebte das Ensemble am Honsberg, erkundete den Stadtteil intensiv, suchte geeignete Orte für seine Performance und bereitete diese gezielt vor. Am Vorabend fand eine Generalprobe mit den zentralen Elementen der neuen Aktionen statt – dennoch blieb das spontane, unmittelbare Agieren, auch im direkten Kontakt mit dem Publikum, fester Bestandteil ihres Konzepts.

Alle Lichtinstallationen und visuellen Orientierungspunkte sowie die Kostüme der Musiker*innen und Schauspieler*innen, gefertigt aus einfachen reflektierenden Materialien, wurden von Tobias Löhde fantasievoll entwickelt.

Am Veranstaltungstag spielte das Wetter mit – eine Sorge weniger für das Galerieteam und das Ensemble von Filidonia. Schließlich sollten möglichst viele Interessierte die einmalige Gelegenheit erhalten, die neu entwickelte interaktive Performance im Freien und in der Dunkelheit zu erleben.

Katja Wickert vom Galerieteam Ins Blaue Art Gallery begrüßte die zahlreichen Besucher*innen in der beginnenden Dämmerung. Die Performance begann mit einer Überraschung: Nach kurzem Warten hinter dem dunklen Haus ging plötzlich das Licht an, das Toilettenfenster öffnete sich, und Kai P. Lücke schwang sich durch die kleine Öffnung. Von der Fensterbank aus begrüßte er das Publikum mit wortreichen Erzählungen über die Geschichte des Honsbergs und des Filidonia Theaters. Er kündigte einen „speziellen Guide“ an – ähnlich dem „Rattenfänger von Hameln“ –, der die Gäste durch den Abend führen würde.

Aus dem dunklen Kellergewölbe erklangen feine Flötentöne, und Changhuan Xia erschien mit einem eindrucksvollen Kopfschmuck. Sein Spiel berührte das Publikum, das ihm bereitwillig zur nächsten Station folgte. Der lange Zug über die Straße ließ die Bewohner*innen des Honsbergs neugierig aus den Fenstern schauen; manche blieben spontan stehen, fragten nach oder fotografierten. Die unerwartete Begegnung führte zu einem lebendigen Austausch auf der Straße und selbstverständlich wurden alle eingeladen, sich anzuschließen.

Aus der „Löw“, einer typischen Unterführung zwischen den Häuserzeilen, drangen rhythmische Klänge, die Jaime Moraga Vasquez virtuos verschiedenen Percussion-Instrumenten entlockte. Dicht gedrängt verfolgten die Gäste das Geschehen in dem rot illuminierten Tunnel.

An der dritten Station übernahm erneut Kai P. Lücke. Frei und spontan, stets in Bewegung, sprach er ausdrucksstark über das „Bei-sich-Sein“, das „Hören, wenn es ganz still ist“, über die Welt und das Dazwischen – das „Sein zwischen den Welten“.

Mit Einbruch der Dunkelheit leitete das Flötenspiel weiter in die Siedlung. Der Weg über die Wiese zwischen den Bäumen führte zu funkelnden Lichtpunkten. In einem Wechselspiel aus Rufen und Antworten zwischen Flöte (Changhuan Xia) und Bass (Robert Wheatley) ging es immer tiefer in die Dunkelheit. Die zunehmende Annäherung der beiden Musiker steigerte die Spannung und mündete in ein intensives, beinahe kämpferisches Zusammenspiel aus Musik und Theater. Das Publikum folgte den Bewegungen der beiden und umkreiste das Geschehen.

Schauspieler Kai P. Lücke tauchte erneut auf, durchquerte die Zuschauergruppen, sprach einzelne Personen an, verband sich mit den Musiker*innen und führte schließlich alle in den tiefer am Hang gelegenen Gemeinschaftsgarten des Viertels. Dort, in der verwunschenen, leicht verwilderten Anlage, erlebte das Ensemble mit seinem Publikum einen furiosen Abschluss. Besonders die Lichteffekte von Tobias Löhde setzten hier eindrucksvolle Akzente. Begeisterung und Beifall bei allen Besucher*innen!

Zum Abschluss lud das Galerieteam zu heißem Punsch und einem entspannten Austausch ein. Inzwischen war längst die Nacht über den Honsberg hereingebrochen.

Ins Blaue Art Gallery

Foto: Regina Friedrich-Körner

Termine

Theater Filidonia

Das experimentelle Musik- und Tanztheater Filidonia, gegründet 2016 in Remscheid, erarbeitet interaktive und spartenübergreifende Performances zu gesellschaftsrelevanten Themen. Dabei erforscht das Ensemble improvisierend mit Tanz, Musik, Theater und Installation die Ambivalenzen, Widersprüchlichkeiten und Vieldeutigkeiten des modernen Lebens. > mehr