Dorfladen statt Leerstand

Regionale Produkte, hochwertige Handarbeit, Gespräche: Der Dorfladen in Schöppingen ist zugleich Begegnungsstätte und Stadtbesetzung der besonderen Art.

Am 28. April öffneten die Gründer Doris Blick, Mariele Egbert, Johannes Hillmann, Verena Klöpper und Mechthild Klöpper ihren Dorfladen in der Fotoscheune des Künstlerdorfs.Verkauft werden selbstgemachte Marmeladen, handgemachte Stofftaschen und -puppen, Biolebensmittel, Papierprodukte und Illustrationen – eben Handarbeit statt Massenware, regional statt global.

Mit ihren Produkten und dem Dorfladen möchten die Gründer auch zum Nachdenken anregen und auf die Konsequenzen des globalen Handels aufmerksam machen. Kaufen die Menschen nicht mehr ausreichend in den Dörfern und kleinen Städten, verschwinden immer mehr Geschäfte – und damit auch wichtige Infrastrukturen. Die Initiatoren wollen die Vielfalt in der dörflichen Einkaufslandschaft stärken und somit auch die Lebendigkeit im Ort unterstützen. Außerdem möchten sie mit den Menschen klassisch analoge Gespräche führen, sich austauschen und Ideen sammeln. Und das geht besonders gut in einer ungezwungenen Atmosphäre mit Kaffee oder Tee. Das Projekt ist eben mehr, als „nur“ ein normaler Dorfladen.

Außer in den Ferien ist der Laden an jedem Samstag von 10 bis 16 Uhr geöffnet.

Foto: Rupert Joemann, WN

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Fahnen schmücken Schöppingen

Stipendiaten der Stiftung Künstlerdorf Schöppingen haben ortsspezifische Fahnen entworfen. Die Ausstellung „tosen“ ist in der Galerie des Künstlerdorfs und im Stadtraum zu sehen.

Claudia Barth präsentiert die Performance „Einhegung“ auf einem Acker im Schöppinger Dorf in der Nähe einer Milchfabrik und einer Schweineschlachterei. Die Performerin schreitet das bestellte Feld ab und setzt in der Mitte eine Fahne. Die Fahne zeigt eine Luftaufnahme der landwirtschaftlichen Bebauung der Gegend, verknüpft mit einer digital konstruierten Hecke und dem Wort Hagazussa ( althochdeutsch: Hag = Hecke, der zweite Teil des Wortes könnte mit „idise“ = übernatürliches weibliches Wesen verwandt sein). Claudia Barth widmet sich mit dieser Arbeit dem von Silvia Federici in dem Buch „Cannibal und die Hexe“ aufgeworfenen Zusammenhang von ursprünglicher Akkumulation durch die Einhegung der Allmende und den Hexenverbrennungen.

Michael Harris Cohen zeigt vor dem Haupthaus des Künstlerdorfs drei Schriftflaggen, die sich kritisch mit Flaggenkult und Patriotismus auseinandersetzen.

Für die Ausstellung hat Ramòn Graefenstein ein Wohn-Interieur für einen am Dorfrand Schöppingens platzierten „Werbeanhänger“ entworfen, welcher für „einfache“ Baufinanzierung wirbt. Die Arbeits-, Liege-, und Sitzmöglichkeiten wurden zusammen mit lokalen Handwerksunternehmen produziert und greifen eine sachlich-konstruktivistische Formsprache auf. Die Werbefläche, welche nun zum reduzierten, mobilen und somit temporären Wohnraum wird, greift Fragen nach Effizienz und Selbstoptimierung ebenso auf, wie den Wunsch des Einzelnen nach Heimat und Selbstverwirklichung. Sie liefert eine Persiflage auf das Bedürfnis einer sicheren Ortsgebundenheit in einer ortlosen Zeit, die von virtuell-spekulativen Arbeits- und Lebensabläufen bestimmt wird.

Sophie Innmanns „MIAMI VICE!“ verortet zwei Flaggen im Kontext der alten Tankstelle, die deren Charme vergangener Zeiten mit der Ästhetik der 80-er Jahre kombinieren und reaktivieren. Katja Kottmann ersetzt für den öffentlichen Raum eine geliebte Schalke Flagge in einem Privatgarten, während Andrea Pichl zwei Fahnenmaste am Eingang eines Parkplatzes eines Hotels auswählte, um vergrößert gedruckte, profane Gardinen aus dem Alltag zu zeigen.

Fotos: Hubertus Huvermann, Katja Kottmann, Sophie Innmann

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Michael Harris Cohen

Michael Harris Cohen studierte Kreatives Schreiben und Journalismus. Heute ist er Professor an der Amerikanische Universität in Bulgarien, Freiberuflicher Redakteur und Co-Übersetzer. Er hat zahlreiche Auszeichnungen und Preise verliehen bekommen. > mehr

Andrea Pichl ist Berliner Künstlerin. Mit ihre Arbeiten bedient sie sich unterschiedlicher Objekte unserer Alltagskultur und bringt sie in einen neuen Zusammenhang. > mehr

Katja Kottmann (*1982) lebt und arbeitet in Berlin. In ihren Arbeiten, die sie formal auf ein Minimum reduziert, hinterfragt sie alltägliche Situationen, Selbstverständlichkeiten, Bedeutungen. Ihr Werdegang. > mehr

Sophie Innmann

Sophie Innmann (*1986 in Münchberg) studierte Bildende Kunst an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste Karlsruhe bei Prof. Leni Hoffmann, Prof. Axel Heil, Seb Koberstädt und Martin Pfeifle. > mehr

Ramon Graefenstein

Ramòn Graefenstein (*1985 Oberhausen) schloss 2013 sein Studium der Bildhauerei an der Kunstakademie Düsseldorf als Meisterschüler von Prof. Rita McBride und Prof. Richard Deacon ab.  > mehr

Claudia Barth

Claudia Barth, 1987 in der Schweiz bei Zürich geboren, studierte von 2009 bis 2014 an der Kunstakademie Düsseldorf bei Professorin Rita McBride und Professor Christoper Williams. Sie lebt und arbeitet in Zürich. > mehr

Überraschende Körperkunst in Schöppingen

Verschiedene Künstler können in Schöppingen ergebnisoffen und völlig frei Ideen zum Thema „Körperkunst“ entwickeln und umsetzen – gemeinsam, überraschend und spontan.

Zum Projekt „Stadtbesetzung 2” werden verschiedene Künstler nach Schöppingen eingeladen und mit einem Projektstipendium ausgestattet. Sie können vor Ort gemeinsam mit den anderen Stipendiaten Ideen ergebnisoffen und völlig frei zum Thema „Körperkunst“ entwickeln und umsetzen. Bei der Umsetzung geht es weniger um klassische Veranstaltungsformate, als vielmehr um flüchtige, zeitlich begrenzte, überraschende und mitunter sogar spontane und improvisierte Aktionen in Schöppingen und anderen Mitgliedsstädten des Kultursekretariats. Falls überhaupt, werden diese Aktionen nur sehr kurzfristig angekündigt. Eine spätere Dokumentation und rückblickend nachträgliche Gesamtschau führt die verschiedenen Aktionen nach Abschluss des Projektes wieder zusammen. Das ganze Projekt ist also dem Themenfeld „Urban Art“ entsprechend als work-in-progress zu verstehen.

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Sylvia Schwenk

Sylvia Schwenk ist eine international tätige Künstlerin, die ihre Arbeit in Galerien, internationalen Filmfestivals und im öffentlichen Raum in Europa, den USA, Kanada, Indien und Australien aufführt und ausstellt. > mehr

Diane Müller

Diane Müller hat Medienkunst an der Hochschule für Grafik und Buchkunst in Leipzig studiert. Sie arbeitete als künstlerisch-wissenschaftliche Mitarbeiterin am Fraunhofer Institut und ist als Dozentin für Kunst im öffentlichen Raum und neue Medien tätig. > mehr

JELLYSPOOR

Seit 2013 agieren Andreas Gehlen und Evamaria Schaller als Künstlerkollektiv JELLYSPOOR. Sie verschmelzen filmisch-performative Raumforschung und installativ-malerische Bildhauerei zu einer eigenen künstlerischen Sprache. > mehr

Thilo Bock

Thilo Bock (*1973 in Berlin) ist langjähriger Aktivist der Berliner Lesebühnenszene und promovierter Dada-Forscher. Er hat Romane und Erzählungsbände geschrieben sowie – zuletzt – die erste umfassende Sammlung berlinischer Mundartlyrik mitherausgegeben. Für seine Arbeiten erhielt er zahlreiche Stipendien. > mehr

Peter Wawerzinek

Peter Wawerzinek (*1954 in Rostock) ist seit den Achtzigerjahren als Performance-Künstler und Stegreif-Poet aktiv und unter dem Namen „ScHappy“ nicht nur am Prenzlauer Berg bekannt. Von ihm sind über zwanzig Bücher erschienen. Für einen Auszug aus dem Roman Rabenliebe erhielt er 2010 den Ingeborg-Bachmann-Preis. > mehr

Flora Könemann

Flora Könemann, geboren 1981, studierte Kulturwissenschaften in Frankfurt / Oder sowie Freie Kunst/Medienkunst in Göteborg/Schweden. Sie arbeitet an der Schnittstelle von experimenteller Musik, Klang und Performance. > mehr