Für die Stadtbesetzung 2023 erweitert das Skulpturenmuseum Marl das reguläre Ausstellungsprogramm des Museums um einen temporären dritten Ort, der Videokunst direkt in die Stadt und ihre Bevölkerung bringt.
Mit der Szenografin Lena Wesholowski wurde ein mobiler Ort zur Präsentation von Videokunst geschaffen, der den Stadtraum videografisch besetzt und die im Museum gezeigte Kunst um einen hybriden Ort für Begegnung und Diskurs im öffentlichen Raum erweitert. Dabei setzt das Konzept mit seiner kompakten Architektur auf Nachhaltigkeit – nicht nur in dem verwendeten Material, sondern auch in seiner Mobilität. Verstaut in einer kompakten Transportbox mit Radanhängerkupplung, lässt sich das mobile Display mit einem Lastenfahrrad durch die Stadt bewegen. Aus ihr lässt sich eine Leinwand mit Lichtschutz aufbauen. Mobile Paravents trennen die Teilnehmenden von der umliegenden, urbanen Situation, um eine inhaltliche Auseinandersetzung und intime Gespräche zu ermöglichen. Sie schaffen einen geschützten Raum, ohne ihn zu schließen und so für Passant:innen unzugänglich zu machen. Dank der freien Beweglichkeit lässt sich auf individuelle Situationen schnell und unkompliziert reagieren – Plätze können eingenommen werden, um neue Räume zu schaffen.
Der erste Einsatz im Skulpturenmuseum Marl fand am Sonntag, den 18. Juni 2023, auf dem Schulhof der Martin-Luther-King Schule statt. Anlässlich der Finissage der Videokunstausstellung Would you like to meet your neighbor? – einer Überblicksausstellung der Video-Pionierin Barbara Hammer – sprach ihr langjähriger Galerist und Wegbegleiter Alexander Koch von der KOW Berlin über das Lebenswerk der Mitbegründerin des Queeren Cinemas. Umrahmt von naheliegenden Bäumen konnte sich die Gesprächsrunde von einem klassischen Vortragsformat lösen. Vielmehr entstand ein offenes Gespräch, das bei sommerlichen Temperaturen und kühlen Getränken von interessierten Nachfragen der Anwesenden getragen wurde. Weitere Formate sind in Planung.
Foto: © Lena Wesholowski / LW SZENOGRAFIE
Farbig und leicht lässt Raul Walch Formen und Linien in Marl in der Luft tanzen. In der für Marl entwickelten Installation UNITE! spannt er ein mehrteiliges Segel auf der Terrasse des Skulpturenmuseums und hisst auf dem benachbarten Schulhof farbenfrohe Flaggen, die er zuvor gemeinsam mit Schüler*innen der Martin-Luther-King-Schule entwickelt hat. Im Rahmen des diesjährigen Sommerfestes des Museums wird die Installation am 9. Juni 2024 feierlich von der Kulturdezernentin der Stadt Marl Claudia Schwidrik-Grebe eröffnet und läuft bis zum 7. Juli 2024.
Mit dem Titel UNITE! fordert Raul Walch nicht nur zur generationsübergreifenden Begegnung auf, sondern legt zeitgleich auch die besondere Entwicklung der Installation offen: In einem mehrwöchigen Werkstattformat konnten rund 100 Schüler*innen auf eine persönliche Spurensuche mit dem Berliner Künstler gehen. Dabei bestimmten Fragen nach den alltäglichen Wegen, Formen und Texturen der jungen Marler*innen die Untersuchung – wie werden gemeinschaftliche Räume durch ihre Mitmenschen geprägt? Welche Spuren hinterlassen sie und wie formt sich daraus trotz persönlicher Geschichten eine kollektive Gemeinsamkeit? Die von den Schüler*innen entwickelten Formen und Muster lassen sich nun in der Gestaltung der textilen Werke von Raul Walch auf dem Schulhof erkennen. Ausgangsmaterial für seine luftige Installation stellen ausgemusterte Fallschirme des Vereins für Fallschirmsport Marl e.V. dar.
Die Installation UNITE! markiert den Raum zwischen Museum und Schule als Ort des Zusammentreffens und der aktiven Mitgestaltung von Gemeinschaft. Über die Sommermonate stellt es nun auch eine visuelle Verbindung zwischen dem Skulpturenmuseum und der benachbarten Schule dar, die seit dem vorläufigen Umzug des Museums im April 2022 beständig weiter wächst.
Fotos: © Ann-Kathrin Hörrlein, Julian Graf, Dieter Kunkel, Florian Wagner
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