Das Künstler*innen-Duo „Mediendienst Leistungshölle“, bestehend aus Stephanie Müller und Klaus Erika Dietl, hat am Donnerstag, den 29.8.2024 eine Live-Performance an zwei Orten in Minden verwirklicht. Am Vormittag performten die Künstler*innen auf dem Mindener Marktplatz. Am Nachmittag waren sie im Begegnungszentrum Bärenkämpen anzutreffen.
Hierbei sind viele Begegnungen zwischen Passant*innen der Mindener Innenstadt sowie Menschen, die gezielt die Performance besuchten und den Künstler*innen entstanden. Hauptmotivation für den Besuch der Performance waren die akustischen Reize der ungewöhnlichen Synthesizer-Töne, die aus verschiedenen Gemüsesorten erzeugt wurden, die visuell vielfältigen Materialien auf dem mitgebrachten Tisch, sowie die beiden Künstler*innen persönlich, die einen freundlichen und unterhaltsamen Eindruck erweckten.
Viele Mindener*innen haben die Sound-Herstellung mit Gemüse auf dem Marktplatz ausprobiert und waren offen und trauten sich näher zu kommen. Sie hatten zum Teil sogar große Freude daran. Das Altersspektrum war hierbei sehr weit: Kinder, Jugendliche, junge Erwachsene, ältere Erwachsene und verrentete Menschen waren vertreten.
Das Künstler*innen-Duo hatte auch eine Nähmaschine dabei, die ebenfalls als Klanginstrument in der Performance diente. Daneben konnte die Nähmaschine von den Bürger*innen auch zur Herstellung und Reparatur von Kleidung genutzt werden.
Der zweite Teil der Performance folgte nachmittags im Begegnungszentrum in Bärenkämpen. Zusätzlich zur aufgebauten Kraxe, einem schulterbaren Tisch, mit ihrem auditiven und textilen Angebot gab es die Möglichkeit, auf der Straße zu malen. Der anliegende Parkplatz bot eine große Freifläche, um mit selbst gemischten, flüssigen Kreidefarben aus Speisestärke umweltfreundliches Malen auf der Straße zu ermöglichen. Das Mal-Angebot wurde von vielen Kindern und Jugendlichen angenommen und mit der Zeit sind immer großflächigere Bilder entstanden. Auch das Erzeugen der Klang-Landschaften mithilfe des verkabelten Gemüses wurde gut angenommen.
Besonders war, dass hier viele Frauen und Kinder die Nähmaschine für sich in Anspruch nahmen und keine Hemmungen hatten, mit ihr selbständig (bzw. bei Bedarf mit Anleitung) zu interagieren und zu arbeiten. Viele dieser Personen erzählten in Gesprächen im Anschluss von ihren Biografien und ihren Hoffnungen darauf, mehr (gemeinschaftliche) Kunst zu machen: Eine Person erzählte von ihrem Traum, einen Frauenkreis zu gründen; eine andere Besucherin teilte ihren Traum von einem Kunst-Studium/ künstlerischen Weiterbildung mit. Es war deutlich wahrnehmbar, dass die Besucher*innen der Performance begannen, sich selbst in einer solchen kreativen Arbeit zu sehen.
Insgesamt war die Atmosphäre beim Begegnungszentrum geselliger, weil viele Menschen länger auf Sitzmöglichkeiten verweilen konnten und die Szene auf sich wirken ließen. Durch das vielfältige Programm war für die ganze Familie etwas dabei.
Die Performances an diesem Tag haben die künstlerische Selbsterfahrung und die Kommunikation innerhalb der Mindener Bevölkerung erlebbar gemacht. Das zentrale Potential der Performance lag dabei in der Selbstermächtigung und in der kreativen Ermutigung. Durch das gemeinsame Erforschen auf Augenhöhe des Künstler*innen-Duos mit den Besuchenden wurde den Teilnehmenden vermittelt: „Du hast schon alle Ressourcen in dir, um Kunst zu machen. Der Rest ist Übung.“
Fotos: © Klaus Erika Dietl und Stephanie Müller, Finn Hübbe
Virtuelle Klanginstallation im öffentlichen Raum
Am Samstag, den 20. September 2025, verwandelt sich das Umfeld des Einkaufszentrums im Mindener Stadtteil Rechtes Weserufer/Dankersen in einen ungewöhnlichen Kunstraum: Mit „Das unsichtbare Haus“ entsteht dort eine begehbare, interaktive Audio-Installation – sichtbar unsichtbar, hörbar erlebbar.
Das Projekt im Rahmen der „Stadtbesetzung 2025“ schafft einen temporären Ort für künstlerische Entdeckungen mitten im Alltag. Besucher*innen sind eingeladen, mit Kopfhörern und Audio-Sticks durch ein virtuelles Haus zu wandern, das allein durch Geräusche, Klänge und Stimmen vor dem inneren Auge entsteht. Jeder Schritt, jede Entscheidung eröffnet neue akustische Räume – mal intim, mal geheimnisvoll, mal beunruhigend vertraut.
„Das unsichtbare Haus“ wurde eigens für Minden entwickelt. Die Künstler*innen Tatjana Poloczek und Stefan Hermanns entwerfen eine akustische Architektur, die Vergangenheit und Gegenwart der Stadt aufgreift und als sinnlich erfahrbare Geschichte erlebbar macht. Die interaktive Erzählweise lädt ein, sich spielerisch mit Themen wie Erinnerung, Zugehörigkeit und urbanem Wandel auseinanderzusetzen – auch für Menschen, die selten mit Kunst in Berührung kommen.
Die Installation ist von 11 bis 17 Uhr geöffnet. Ein Rundgang dauert etwa 30 Minuten, kann aber individuell gestaltet werden. In kleinen Gruppen oder allein können bis zu mehrere hundert Besucher*innen am Tag teilnehmen und mit dem künstlerischen Team ins Gespräch kommen.
Die Teilnahme ist kostenfrei.
Foto: Stefan Hermanns
Termine