„Das unsichtbare Haus“ in Minden

Eine Gruppe von Menschen steht auf einer Rasenfläche im Freien, umgeben von Bäumen und einigen weißen Gebäuden mit lila Sonnenschirmen im Hintergrund. Die Personen tragen Kopfhörer und befinden sich auf einer rechteckigen, grauen Matte. Die Szene wird durch einen goldfarbenen Rahmen im Vordergrund eingerahmt, der den Blick auf das Geschehen lenkt. Das Wetter wirkt mild, der Himmel ist teilweise bewölkt.

Virtuelle Klanginstallation im öffentlichen Raum

Am Samstag, den 20. September 2025, verwandelt sich das Umfeld des Einkaufszentrums im Mindener Stadtteil Rechtes Weserufer/Dankersen in einen ungewöhnlichen Kunstraum: Mit „Das unsichtbare Haus“ entsteht dort eine begehbare, interaktive Audio-Installation – sichtbar unsichtbar, hörbar erlebbar.

Das Projekt im Rahmen der „Stadtbesetzung 2025“ schafft einen temporären Ort für künstlerische Entdeckungen mitten im Alltag. Besucher*innen sind eingeladen, mit Kopfhörern und Audio-Sticks durch ein virtuelles Haus zu wandern, das allein durch Geräusche, Klänge und Stimmen vor dem inneren Auge entsteht. Jeder Schritt, jede Entscheidung eröffnet neue akustische Räume – mal intim, mal geheimnisvoll, mal beunruhigend vertraut.

„Das unsichtbare Haus“ wurde eigens für Minden entwickelt. Die Künstler*innen Tatjana Poloczek und Stefan Hermanns entwerfen eine akustische Architektur, die Vergangenheit und Gegenwart der Stadt aufgreift und als sinnlich erfahrbare Geschichte erlebbar macht. Die interaktive Erzählweise lädt ein, sich spielerisch mit Themen wie Erinnerung, Zugehörigkeit und urbanem Wandel auseinanderzusetzen – auch für Menschen, die selten mit Kunst in Berührung kommen.

Die Installation ist von 11 bis 17 Uhr geöffnet. Ein Rundgang dauert etwa 30 Minuten, kann aber individuell gestaltet werden. In kleinen Gruppen oder allein können bis zu mehrere hundert Besucher*innen am Tag teilnehmen und mit dem künstlerischen Team ins Gespräch kommen.

Die Teilnahme ist kostenfrei.

Foto: Stefan Hermanns

Termine

„Pop-Up Erzähllabor“ in Minden

Klaus Erika Dietl und Stephanie Müller stehen hinter einem Schaufenster in Schutzanzügen. Sie interagieren mit Textilien. Neben ihnen steht eine Nähmaschine.

Das Künstler*innen-Duo „Mediendienst Leistungshölle“, bestehend aus Stephanie Müller und Klaus Erika Dietl, hat am Donnerstag, den 29.8.2024 eine Live-Performance an zwei Orten in Minden verwirklicht. Am Vormittag performten die Künstler*innen auf dem Mindener Marktplatz. Am Nachmittag waren sie im Begegnungszentrum Bärenkämpen anzutreffen.

Hierbei sind viele Begegnungen zwischen Passant*innen der Mindener Innenstadt sowie Menschen, die gezielt die Performance besuchten und den Künstler*innen entstanden. Hauptmotivation für den Besuch der Performance waren die akustischen Reize der ungewöhnlichen Synthesizer-Töne, die aus verschiedenen Gemüsesorten erzeugt wurden, die visuell vielfältigen Materialien auf dem mitgebrachten Tisch, sowie die beiden Künstler*innen persönlich, die einen freundlichen und unterhaltsamen Eindruck erweckten.

Viele Mindener*innen haben die Sound-Herstellung mit Gemüse auf dem Marktplatz ausprobiert und waren offen und trauten sich näher zu kommen. Sie hatten zum Teil sogar große Freude daran. Das Altersspektrum war hierbei sehr weit: Kinder, Jugendliche, junge Erwachsene, ältere Erwachsene und verrentete Menschen waren vertreten.

Das Künstler*innen-Duo hatte auch eine Nähmaschine dabei, die ebenfalls als Klanginstrument in der Performance diente. Daneben konnte die Nähmaschine von den Bürger*innen auch zur Herstellung und Reparatur von Kleidung genutzt werden.

Der zweite Teil der Performance folgte nachmittags im Begegnungszentrum in Bärenkämpen. Zusätzlich zur aufgebauten Kraxe, einem schulterbaren Tisch, mit ihrem auditiven und textilen Angebot gab es die Möglichkeit, auf der Straße zu malen. Der anliegende Parkplatz bot eine große Freifläche, um mit selbst gemischten, flüssigen Kreidefarben aus Speisestärke umweltfreundliches Malen auf der Straße zu ermöglichen. Das Mal-Angebot wurde von vielen Kindern und Jugendlichen angenommen und mit der Zeit sind immer großflächigere Bilder entstanden. Auch das Erzeugen der Klang-Landschaften mithilfe des verkabelten Gemüses wurde gut angenommen.

Besonders war, dass hier viele Frauen und Kinder die Nähmaschine für sich in Anspruch nahmen und keine Hemmungen hatten, mit ihr selbständig (bzw. bei Bedarf mit Anleitung) zu interagieren und zu arbeiten. Viele dieser Personen erzählten in Gesprächen im Anschluss von ihren Biografien und ihren Hoffnungen darauf, mehr (gemeinschaftliche) Kunst zu machen: Eine Person erzählte von ihrem Traum, einen Frauenkreis zu gründen; eine andere Besucherin teilte ihren Traum von einem Kunst-Studium/ künstlerischen Weiterbildung mit. Es war deutlich wahrnehmbar, dass die Besucher*innen der Performance begannen, sich selbst in einer solchen kreativen Arbeit zu sehen.

Insgesamt war die Atmosphäre beim Begegnungszentrum geselliger, weil viele Menschen länger auf Sitzmöglichkeiten verweilen konnten und die Szene auf sich wirken ließen. Durch das vielfältige Programm war für die ganze Familie etwas dabei.

Die Performances an diesem Tag haben die künstlerische Selbsterfahrung und die Kommunikation innerhalb der Mindener Bevölkerung erlebbar gemacht. Das zentrale Potential der Performance lag dabei in der Selbstermächtigung und in der kreativen Ermutigung. Durch das gemeinsame Erforschen auf Augenhöhe des Künstler*innen-Duos mit den Besuchenden wurde den Teilnehmenden vermittelt: „Du hast schon alle Ressourcen in dir, um Kunst zu machen. Der Rest ist Übung.“

Fotos: © Klaus Erika Dietl und Stephanie Müller, Finn Hübbe

Termine

Klaus Erika Dietl und Stephanie Müller posieren in glitzernden Kostümen vor der Kamera.

Klaus Erika Dietl hat an der Akademie der Bildenden Künste (AdBK) in München Malerei und Kunsttheorie studiert. Bei Stephanie Müller aka Rag*Treasure treffen bildende Kunst, experimentelle Mode, Performance, Musik und Sozialwissenschaften aufeinander. (mehr …)

Termine

  • Derzeit keine Termine

Mindener Nachhaltigkeitsfestival „Wandeltage 2021“

Als Mindener Beitrag für Stadtbesetzung 2021 hatte das Kuratorinnen-Kollektiv „Young Urban Performances“ ein Konzept entwickelt, das im Rahmen des Mindener Nachhaltigkeitsfestivals „Wandeltage 2021“ Projekte entwickelte, die mit unterschiedlichen performativen Mitteln Themen wie Nachhaltigkeit, Klimaschutz, Geschlechtergerechtigkeit oder allgemein Demokratiebildung bearbeiteten und präsentierten.

Dabei ist es dem YUP-Kollektiv immer wichtig, Performancekunst auch einem Publikum näher zu bringen, das bisher wenig oder keine Berührung mit dieser Kunstform hatte, den schmalen Grad zu beschreiten, mit dieser Kunst herausfordernd zu sein, aber nicht zu überfordern.
Die beiden nachfolgenden Projekte und Kontakte zu den „Radikalen Töchtern“ und Daniel Hellmann als „Soya the Cow“ basieren auf diesem Konzept.

Workshop „Macht kommt von Machen“ mit den Radikalen Töchtern

Johanna und Josephin von den Radikalen Töchtern begannen den Workshop mit einem besonderen Opener: Die Teilnehmer*innen saßen sich in zwei Stuhlreihen gegenüber. An jedem Stuhlrücken klebte eine Frage. Die Teilnehmenden hatten 60 Sekunden Zeit, dem Gegenüber die jeweilige Frage zu stellen und dieser sollte sie beantworten. Nach 60 Sekunden ertönte ein Geräusch und jede*r rutschte einen Platz weiter nach links. Mit dieser Art Speed-Dating-Methode lernten sich alle Teilnehmenden untereinander ein bisschen kennen. Fragen waren u.a. allgemeine Fragen zur Person („Welche Süßigkeiten isst du am liebsten?“, „Gehst du gerne in den Zoo?“ oder „Wohin möchtest du gerne verreisen?“) und Fragen über das, was einem wichtig ist (u.a. „Was würdest du machen, wenn du nur noch einen Tag zu leben hättest?“, „Wofür würdest du 500 Euro ausgeben, wenn du sie gewinnst?“).

Im Ersten Teil des Workshops stellten sich Josephin und Johanna vor, berichteten aus ihren Lebensläufen und wie sie zu den Radikalen Töchtern gekommen sind. Dann zeigten sie mittels einer Beamer-Präsentation Beispiele für politische Aktionskunst. Sie stellen Aktionen der Radikalen Töchter und des Zentrums für politische Schönheit vor, erzählten etwas zur Entstehungsgeschichte und beantworten Fragen der Teilnehmenden. Die Gruppe erhielt einen guten Eindruck und Überblick von der Arbeit der Radikalen Töchter und deren Arbeits- und Vorgehensweisen.
Nach einer Kaffee-, Tee- und Kuchenpause folgte der zweite Teil des Workshops. Die Teilnehmenden erhielten Zettel, auf denen gefragt wurde, „Was regt dich auf? Was gibt dir Anlass für Wut und Empörung? Wer sind die Übeltäter? Was könnte eine Plattform sein um tätig zu werden? Welche Aktionen fallen dir ein?“. Dazu machte sich zunächst jede*r seine*ihre eigenen Gedanken und es wurde sich in der Gruppe darüber ausgetauscht. Anschließend wurden Kleingruppen gebildet und gemeinsam überlegt, wie eine Aktion aussehen könnte und in der Runde vorgestellt und diskutiert.

Das Klima in der Gruppe war sehr gut, alle haben sich geduzt, es herrschte eine gute Energie und der Input von den Radikalen Töchtern war für den weiteren Verlauf des Workshops sehr inspirierend. Die beiden Dozentinnen waren sehr begeisternd und hatten einen tollen Umgang mit der Gruppe. Das Feedback war sehr positiv und es besteht der Wunsch, nicht nur der Organisatorinnen (Juxbude, Gleichstellungsbeauftragte und Kulturbüro), die Radikalen Töchter auch in 2022 für einen Workshop in Minden einzuladen.

Fotos: © Eva Segler

Auftritt von Daniel Hellmann als „Soya the Cow“

Für ihre Performance bei den Wandeltagen (im Fokus der Wandeltage stehen die 17 Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen – Sustainable Developement Goals, kurz SDG) kombinierte „Soya the Cow“ Lieder aus der Perspektive einer Milchkuh mit persönlich-menschlichen Geschichten und Träumen: „Wie würde unser Leben aussehen, wenn wir damit aufhörten, andere in Stücke zu schneiden? Können wir frei sein, wenn nicht alle frei sind?“ Soyas Musik bewegte das Publikum, regte zum Denken an und rüttelte am Selbstbild, welches den Menschen stets ins Zentrum stellt. Zwischen den Liedern, berichtete Soya von ihren eigenen Erfahrungen, ihrem Lebenslauf und ihren Gefühlen, die sie in der Musik zum Ausdruck bringt und die sie antreiben. Leider konnte der Auftritt aufgrund des regnerischen Wetters nicht wie geplant auf der Bühne auf dem Johanniskirchhof stattfinden, sondern musste in das BÜZ verlegt werden, einem Veranstaltungsraum in einem alten Kirchenschiff.

Fotos: © Kulturbüro, Stadt Minden

Termine

  • Derzeit keine Termine
Soya the Cow

Soya ist eine sex-positive, feministische, vegane Drag Kuh. Singend, tanzend, muhend und sprechend kämpft sie für die Befreiung von allen. Sie sprengt die Grenzen von Gender und Spezies und steht ein für eine Welt voller Freude und Mitgefühl. > mehr

Seit 2019 befähigen die Radikalen Töchter junge Menschen mit den Mitteln der Aktionskunst, ihre Wege und Ziele zu formulieren und Wege zu entwickeln, diese zu erreichen. > mehr

Wo Eisen ist, da kann auch Kunst sein

Ob an Haustüren, Flugzeugen, Autos oder Absperrungen  – überall wo Eisen ist, kann auch Kunst sein. Das zeigt der KunstVerein Ahlen in Minden.

Im Projekt #MagnetischeTranslokationen besetzt Ruppe Koselleck mit 30 Künstlerinnen und Künstlern aus 30 Jahren KunstVerein Ahlen eisenhaltige Oberflächen im Stadtgebiet von Minden. Unter einer Magnetischen Translokation versteht Koselleck den vorläufigen Vorgang einer flüchtigen Versetzung von folierten magnetischen Kunstwerken auf und aus eisenhaltigen Gründen zwecks Erzeugung neuer Kontexte.

Nach Ulan Ude, Tokyo, Emsdetten oder Dublin erreichen die #MagnetischenTranslokationen Minden. Am Samstag, den 13. Oktober 2018 startet Koselleck die Mindener Translokationen um 10 Uhr am Martinikirchplatz und verwandelt ab 12 Uhr den Grillepark. Überall in der ostwestfälischen Stadt an der Weser werden temporär und nur für kurze Zeit magnetische Fotos im öffentlich zugänglichen Raum aufgebracht.

Unter der Fragestellung, wie man Freiräume und Leerstände besetzen kann, reist der Künstlerische Leiter mit den variabel einsetzbaren Folien an, um vor Ort und im Gespräch mit den Mindener*innen zu entscheiden, wo die nächste Folie hängen könnte. Diese permanente Neuverortung der Kunst verschiebt beständig deren Bedeutung und erlaubt dem Kurator innerhalb kürzester Zeit, temporäre Ausstellung zu inszenieren.

Zum Beispiel auch Softie – ein Fundstück aus der Sammlung von Brandstifters ASPHALTBIBLIOTHEQUE. Softie ist eine in New York vermisste Katze aus dem Jahr 2009. Seit dem Mai 2018 reist die Katze im Projekt der #magneticTranslocations als eines von 30 Kunstwerken um die Welt als falsch verorteter Suchaufruf im verkehrten Raum. Als raum- und zeitreisende Katze bewegt Softie Menschen in Paris an der Seine, in Moskau am Flughafen oder am Samstag in Minden am Dönerstand.

Ob an Haustüren, Zugabteilen, Wagons, Flugzeugen, Autos oder Absperrungen im öffentlichen und halböffentlichen Raum – überall wo Eisen ist, kann auch Kunst sein.

Foto: Ruppe Koselleck

Termine

Ruppe Koselleck

Die Kunst von Ruppe Koselleck, geboren 1967 in Heidelberg, ist an Dada, Fluxus und Concept Art angelehnt, lässt sich aber im Gegensatz zu diesen Richtungen konkret gesellschaftspolitisch verorten. Immer enthält sie konzeptuelle und kommunikative Anteile, sie will stets gesellschaftlich relevant, kritisch und komisch zugleich sein. > mehr