Allgemein

„Happiest Places“ in Siegen

Eine Person ist als Taube verkleidet und läuft auf einem öffentlichen Platz auf und ab. Sie erzählt etwas. Menschen schauen zu.

In der Ausstellung „Happiest Places“ des Kunstverein Siegen setzten sich die Künstler*innen Thomas Geiger, Tintin Patrone und Raul Walch mit dem öffentlichen Raum auseinander und zeigten verschiedene Perspektiven auf die Stadt Siegen. Ausgangspunkt ihrer Arbeiten waren ortsspezifische Gegebenheiten.

Die Ausstellung lief vom 3. bis zum 25. Juni und wurde durch viele künstlerische Interventionen im öffentlichen Raum ergänzt.

Die Arbeit „Dressing the Wind“ von Raul Walch war an verschiedenen Stellen in der Innenstadt installiert (u.a. Unteres Schloss, Kölner Straße, Realschule am Oberen Schloss, Schlosspark, Sparkasse Siegen, Siegerlandhalle etc.). Damit setzte sich „Happiest Places“ draußen, auf den Dächern und Plätzen Siegens, mit einer Installation von Fahnen fort. Diese lebendigen Textilarbeiten, die durch den Wind aktiviert werden, schmückten die Stadt. Die vielfarbigen Fahnen entfachten eine farbenfrohe Vision dessen, was gewesen sein könnte oder vielleicht war. Raul Walch gab am 3. Juni zusätzlich einen Performance-Workshop, bei dem gemeinsam mit den Teilnehmer*innen Kostüme aus recycelten Materialien und handbemalten Stoffen entstanden.

 

Thomas Geiger setzte seine Performanceserie „Bust Talks“ (Deutsch: Büstengespräche), die auf der Annahme beruht, dass Büsten und Statuen nicht nur kalte und seelenlose Objekte sind, sondern potenzielle Gesprächspartner*innen, in Siegen fort. Das Gespräch mit dem Antikriegsdenkmal „Ausschauende“ kreiste um das Thema der Trauer und um das zweifelhafte Privileg weiblicher Statuen, öffentlich Trauer zu repräsentieren.
In einer weiteren Performance kamen Tauben in verschiedenen Städten zu Wort und präsentierten ihre Manifeste und Reden zum Thema öffentlicher Raum: Eine elegante Pariser Taube spricht über menschliche Zurückhaltung und Engstirnigkeit; eine wahrscheinlich marxistische Taube in Istanbul philosophiert über Zäune und Privateigentum. In ihrem neusten Monolog widmet sich die Taube in der Autostadt Siegen dem Auto und der menschlichen Beziehung zu eben diesem Objekt.

„the_oaten_flute“ von Tintin Patrone ist eine pastorale Opernversion, die von Konzepten der Bergidylle der Schweizer Alpen und einer ihrer berühmtesten Bewohnerinnen, der fiktiven Figur „Heidi“, inspiriert ist. Sie erforschen die Beziehungen zwischen Realismus und Nationalismus, stellen gängige Idealisierungen eines pastoralen Lebensstils in Frage und untersuchen, wie dieser zur Identitätsbildung beiträgt. Außerdem gehen Sie auf das jüngste Wiederaufleben völkischer und ethnonationalistischer Ideologien in Deutschland ein. Durch die Gegenüberstellung selbstgebauter Musikinstrumente – skulpturale Werke, die man als „Klangobjekte“ bezeichnen könnte – und zukunftsweisenden Technologien entsteht ein dystopisches Setting. Dieses Setting beherbergt ein künstlich intelligentes Musikstück, das auf Duetten zweier Roboterziegen basiert. Am 22. Juni bot Tintin Patrone die Gelegenheit zu einer gemeinsamen Ziegenwanderung.

www.kunstverein-siegen.de

Die Ausstellung wurde gefördert von der Stiftung Kunstfonds, NEUSTART KULTUR, war Teil der diesjährigen Stadtbesetzung des Kultursekretariats NRW Gütersloh und wurde freundlich unterstützt von der Sparkasse Siegen und von vielen Kooperationspartner*innen der Fahnen von Raul Walch im öffentlichen Raum.

Fotos: © Heinrich Holtgreve