Fahnen schmücken Schöppingen

Stipendiaten der Stiftung Künstlerdorf Schöppingen haben ortsspezifische Fahnen entworfen. Die Ausstellung „tosen“ ist in der Galerie des Künstlerdorfs und im Stadtraum zu sehen.

Claudia Barth präsentiert die Performance „Einhegung“ auf einem Acker im Schöppinger Dorf in der Nähe einer Milchfabrik und einer Schweineschlachterei. Die Performerin schreitet das bestellte Feld ab und setzt in der Mitte eine Fahne. Die Fahne zeigt eine Luftaufnahme der landwirtschaftlichen Bebauung der Gegend, verknüpft mit einer digital konstruierten Hecke und dem Wort Hagazussa ( althochdeutsch: Hag = Hecke, der zweite Teil des Wortes könnte mit „idise“ = übernatürliches weibliches Wesen verwandt sein). Claudia Barth widmet sich mit dieser Arbeit dem von Silvia Federici in dem Buch „Cannibal und die Hexe“ aufgeworfenen Zusammenhang von ursprünglicher Akkumulation durch die Einhegung der Allmende und den Hexenverbrennungen.

Michael Harris Cohen zeigt vor dem Haupthaus des Künstlerdorfs drei Schriftflaggen, die sich kritisch mit Flaggenkult und Patriotismus auseinandersetzen.

Für die Ausstellung hat Ramòn Graefenstein ein Wohn-Interieur für einen am Dorfrand Schöppingens platzierten „Werbeanhänger“ entworfen, welcher für „einfache“ Baufinanzierung wirbt. Die Arbeits-, Liege-, und Sitzmöglichkeiten wurden zusammen mit lokalen Handwerksunternehmen produziert und greifen eine sachlich-konstruktivistische Formsprache auf. Die Werbefläche, welche nun zum reduzierten, mobilen und somit temporären Wohnraum wird, greift Fragen nach Effizienz und Selbstoptimierung ebenso auf, wie den Wunsch des Einzelnen nach Heimat und Selbstverwirklichung. Sie liefert eine Persiflage auf das Bedürfnis einer sicheren Ortsgebundenheit in einer ortlosen Zeit, die von virtuell-spekulativen Arbeits- und Lebensabläufen bestimmt wird.

Sophie Innmanns „MIAMI VICE!“ verortet zwei Flaggen im Kontext der alten Tankstelle, die deren Charme vergangener Zeiten mit der Ästhetik der 80-er Jahre kombinieren und reaktivieren. Katja Kottmann ersetzt für den öffentlichen Raum eine geliebte Schalke Flagge in einem Privatgarten, während Andrea Pichl zwei Fahnenmaste am Eingang eines Parkplatzes eines Hotels auswählte, um vergrößert gedruckte, profane Gardinen aus dem Alltag zu zeigen.

Fotos: Hubertus Huvermann, Katja Kottmann, Sophie Innmann

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Michael Harris Cohen

Michael Harris Cohen studierte Kreatives Schreiben und Journalismus. Heute ist er Professor an der Amerikanische Universität in Bulgarien, Freiberuflicher Redakteur und Co-Übersetzer. Er hat zahlreiche Auszeichnungen und Preise verliehen bekommen. > mehr

Andrea Pichl ist Berliner Künstlerin. Mit ihre Arbeiten bedient sie sich unterschiedlicher Objekte unserer Alltagskultur und bringt sie in einen neuen Zusammenhang. > mehr

Katja Kottmann (*1982) lebt und arbeitet in Berlin. In ihren Arbeiten, die sie formal auf ein Minimum reduziert, hinterfragt sie alltägliche Situationen, Selbstverständlichkeiten, Bedeutungen. Ihr Werdegang. > mehr

Sophie Innmann

Sophie Innmann (*1986 in Münchberg) studierte Bildende Kunst an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste Karlsruhe bei Prof. Leni Hoffmann, Prof. Axel Heil, Seb Koberstädt und Martin Pfeifle. > mehr

Ramon Graefenstein

Ramòn Graefenstein (*1985 Oberhausen) schloss 2013 sein Studium der Bildhauerei an der Kunstakademie Düsseldorf als Meisterschüler von Prof. Rita McBride und Prof. Richard Deacon ab.  > mehr

Claudia Barth

Claudia Barth, 1987 in der Schweiz bei Zürich geboren, studierte von 2009 bis 2014 an der Kunstakademie Düsseldorf bei Professorin Rita McBride und Professor Christoper Williams. Sie lebt und arbeitet in Zürich. > mehr